KLAUS-KUHNKE-INSTITUT
für Populäre Musik

S[æ]itenanschläge
Das Onlinemagazin des KKI
(seit 2022)




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Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Mai 2024



Lieder zur Feier der Leipziger Schlacht, in der Nacht des 18. Octobers zu singen. Amorbach: Hofbuchdrucker Volkhardt (ca. 1814).

Dass sich Geschichte wiederholt bzw. zyklisch verläuft, ist eine Binsenweisheit. Nach Kriegen gibt es stets Zeiten des Friedens, auf die wiederum Kriege folgen. Die aktuelle Situation in der Ukraine führt uns dieses universalhistorische Phänomen schonungslos vor Augen. Das dortige Kriegsgeschehen hat direkte Auswirkungen auf Deutschland und den Stadtstaat Bremen in Form von Kriegsflüchtlingen. Auch militärisch sind wir längst in den russischen Angriffskrieg von Wladimir Putin verwickelt, da wir den Ukrainer:innen Waffen senden und ihnen humanitäre Unterstützung bieten. Der Eindruck eines bereits begonnenen Weltkrieges drängt sich auf, in den viele Völker involviert sind bzw. zunehmend werden. Eventuell kommt es sogar zu einem Showdown in Gestalt einer großen, alles entscheidenden Schlacht.

Vor 211 Jahren fand in Leipzig die sogenannte "Völkerschlacht" statt, genauer gesagt vom 16.-19. Oktober 1813. In dieser Schlacht standen sich mehr als 20 europäische Völker bzw. Nationen gegenüber. Auf der Seite Napoleons kämpften Franzosen, Deutsche, Polen, Italiener, Niederländer, Schweizer und Kroaten. Im Heer der gegen ihn Verbündeten waren Deutsche, Österreicher, Ungarn, Tschechen, Slowaken, Slowenen, Großrussen, Weißrussen, Ukrainer, Letten, Baschkiren, Kalmücken, Kirgisen, Tataren, Schweden und Engländer vereint. Mit einer halben Million Soldaten und mehr als 100.000 Toten gilt die Leipziger Völkerschlacht von 1813 als die bis dahin größte und verlustreichste Schlacht der Menschheitsgeschichte.

Der Feldherr Napoleon wurde zurückgedrängt und seine Verbündeten-Armee erlitt große Verluste. Aber auch aufseiten der Gewinner gab es zahlreiche Tote zu beklagen. In den Folgejahren wurde regelmäßig an das blutige Zusammentreffen erinnert, zumeist am Jahrestag des Sieges bzw. der Entscheidung, in der Nacht vom 18. auf den 19. Oktober. Zu diesem Anlass veröffentlichte man neben Gedenkschriften auch Liederbücher mit patriotischen Gesängen. Eines dieser Liederbücher befindet sich in unseren Beständen. Es ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt das älteste Original, das im KKI archiviert wird. Wir beherbergen eine Vielzahl von Liederbüchern, seien es nun Arbeiter-, Bauern-, Kinder-, Volks- oder Kriegslieder. Die meisten wurden von unserem Namenspatron Klaus Kuhnke zusammengetragen, der selbst auch Liederbücher herausgegeben hat.

Bei den "Liedern zur Feier der Leipziger Schlacht" handelt es sich um ein schmales Bändchen bzw. eine kleine Sammlung von sieben patriotischen Liedern, in denen die "Teutschen" bzw. das "Vaterland" besungen werden, gleichwohl es Deutschland als Nation noch gar nicht gab, sondern Kleinstaaten, die sich zu Verbünden zusammengeschlossen hatten (z.B. Rheinbund oder Deutscher Bund). Die sieben (neuen) Lieder werden nur in Textform präsentiert, das heißt ohne Noten. Damit sie gesungen werden konnten, findet man in Klammern Vorschläge von (zu der Zeit) bekannten Liedern bzw. Melodien. Für das "Lied zur Nachtfeier der Leipziger Schlacht" wird zum Beispiel die Melodie von "Vom hoh'n Olymp herab" vorgeschlagen oder für "Der Bund fürs deutsche Vaterland" die Melodie von "God save the king". Das "Vaterlandslied der Teutschen" ist zu singen zur Melodie von "Auf, auf Kameraden" und das "Teutsche Volkslied" über "Heil unserm Bunde, Heil". Das konkrete Publikationsdatum der kleinen Schrift ist nicht angegeben. Stattdessen deutet das Lied "Siegesfeyer. Zu singen bey der nächtlichen Feyer vom 18ten auf den 19ten October 1814" darauf hin, dass es sich um eine Liedersammlung zum ersten Jahrestag der Völkerschlacht handelt.

Erstaunlich ist der Umstand, dass derartige Jahrestage und Jubiläen der Leipziger Völkerschlacht sogar im Alten Gymnasium in Bremen zelebriert worden sind, also in den Räumlichkeiten der heutigen Hochschule für Künste (Fachbereich Musik). Folgendes Bild zeigt das Programm zur 100-Jahr-Feier. Es stammt aus der Schrift "Kriegserziehung im Kaiserreich: Studien zur politischen Funktion von Schule und Schulmusik 1890-1918". Das zweibändige Buch von Heinz Lemmermann erschien 1984 im ERES-Verlag in Lilienthal bei Bremen. Die sorgfältig zusammengestellte Dokumentation zeigt deutlich, wie unsere Vorväter bereits in der Schulzeit für den Krieg erzogen wurden. Ohne diese kriegsverherrlichende Pädagogik wären die beiden Weltkriege vermutlich nicht möglich gewesen.


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ April 2024



Schifkof: "Bild und Ton" (3 Vinyl-Platten), Nr.11/250, Schwerin: Verlag Der Laden 1991.

Kürzlich erreichte uns ein Paket, das Tonträger und graphisches Material von Schifkof enthielt. Schifkof war eine Künstlergruppe, die sich während der Wendezeit formiert und ungefähr 10 Jahre Bestand hatte. Zu den Beteiligten gehörten Bildende Künstler:innen und Musiker:innen, genauer gesagt Udo Dettmann, Andrea Häfer, Andreas Hartrodt, Hans Hermann Hennig, Silke Hennig und Ulf Rickmann; später kam noch Reinhard Lippert hinzu. "Da wir aus Hamburg und Schwerin, also aus der DDR und der BRD kamen, entstand somit eine so genannte deutsch-deutsche Künstlergruppe; mit dem Ansatz Akustisches und Visuelles gleichberechtigt zu präsentieren. Unsere Arbeiten bezeichneten wir als optophone Installationen", heißt es im Begleitschreiben. Damit ist die Kunstgattung angedeutet: Es handelt sich um Klangkunst bzw. Installationen/Performances mit experimentellen Musik- und Soundanteilen. Man könnte auch von Hörstücken sprechen, die sich auf Bilder und Texte beziehen bzw. umgekehrt.

Beispielhaft soll hier "Bild und Ton" vorgestellt werden. Das "Schalldokument zu drei optophonen Bildinstallationen von Udo Dettmann und der Gruppe Schifkof" besteht aus einer limitierten Box (250 Stück) mit drei Vinyl-Platten sowie einem Begleitheft mit Schwarz-Weiß-Fotos und Texten. Jede der drei Platten enthält ein Stück bzw. eine Live-Performance. Die Titel lauten: 1) Ist Schulz Wagner, 2) Ich möchte dein Hund sein, 3) Heimatklänge. Die drei Stücke weisen eine durchschnittliche Länge von ca. 50 Minuten auf und sind jeweils auf zwei Plattenseiten á 25 Minuten verteilt worden. Auffällige Stilmittel sind liegende Klangflächen, eingespielte Audio-Schnipsel aus Radio- oder Fernsehbeiträgen sowie dezent instrumentierte Abschnitte, zum Teil mit gesprochenen oder gesungenen Texten. Neben dem Synthesizer und Klavier kommen auch E- und Bass-Gitarre zum Einsatz, ebenso wie ein Schlagzeug, ein Cello und eine Zither. Darüber hinaus werden Geräusche erzeugt mithilfe eines Diaprojektors, einer Kaffeemaschine und eines Druckers. Zudem werden diverse "Spielzeuge" zur Klangerzeugung genutzt. Die Stücke entwickeln sich langsam und sind sparsam aufgebaut. Eruptive Ausbrüche bleiben weitgehend aus. Die konzentrierte, dynamisch-differenzierte Grundstimmung wirkt atmosphärisch-getragen und lädt dazu ein, sich auf das intensive Hörerlebnis einzulassen.

Ist das Populäre Musik? Nicht im engeren Sinne, aber durchaus inspiriert von dieser; besonders in den Passagen, in denen Krautrock- und Free-Jazz-Anleihen hörbar werden. In diesen psychedelischen Abschnitten verschmelzen Polyrhythmen und atonale Klänge mit Umweltgeräuschen und Stimmen. Ab und an bilden sich Pattern. Zuweilen fühlt man sich an IDM-Elemente der Elektronischen Tanzmusik erinnert. Einfache Melodien, Akkordfolgen oder durchgehende Beats sucht man hingegen vergebens. In jedem Falle handelt es sich um subtile Medienkunst, die mittlerweile auch schon mehr als 30 Jahre alt ist.

Über die Vorgehensweise der Gruppe bei der Entstehung der Stücke sowie zum Setting der Performances ist im Begleitschreiben noch Folgendes zu lesen: "Unsere Arbeiten waren nicht improvisiert, sondern wiederholbar. Zwar nicht Note für Note, aber es gab genaue Handlungsanweisungen. Die Präsentationsform war zunächst konzertant, die Akteure und das Equipment waren Bestandteil eines sparsamen Bühnenbildes. [...] Es gab eine Reihe von Konzerten in Galerien und Konzerthäusern bis zum Ende der 90er Jahre."


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ März 2024




Donatas Petrošius: "Jeder Dichter wäre lieber ein Rockstar", übersetzt von Thomas Kunst, in: "Lied vom Spaziergang. Gedichte aus Litauen", hrsg. von Rūta Eidukevičienė & Hans Thill, Heidelberg: Das Wunderhorn 2024, S.167-168.

Unser lieber Freund Albert Caspari vom Bremer Verein Infobalt, welcher sich mit den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen auseinandersetzt, hat uns ein reizvolles Gedicht zukommen lassen. Es heißt "Jeder Dichter wäre lieber ein Rockstar" und stammt vom litauischen Poeten Donatas Petrošius (Jg. 1978). Es wurde vor Kurzem in der Anthologie "Lied vom Spaziergang. Gedichte aus Litauen" vom Heidelberger Verlag Das Wunderhorn veröffentlicht, und zwar in der Reihe "Poesie der Nachbarn. Dichter übersetzen Dichter". Als Übersetzer dieses Poems mit Bezug zur Populären Musik fungierte der deutsche Schriftsteller/Lyriker Thomas Kunst (Jg. 1965), der sich selbst seit Längerem intensiv mit Populärer bzw. Improvisierter Musik beschäftigt.

Dass es sich um eine künstlerische, das heißt freie und nicht wörtliche Übersetzung des litauischen Originals handelt, zeigt allein schon der Titel des Gedichts. Während es von Donatas Petrošius auf Litauisch mit "Kiekvienas poetas yra neišsipildžiusi roko grupė" überschrieben worden ist, was man als "Jeder Dichter ist eine unvollendete/unerfüllte Rockband" ins Deutsche übertragen könnte, wählte Thomas Kunst die Zuspitzung "Jeder Dichter wäre lieber ein Rockstar".

Das Gedicht handelt von Instrumenten der Populären Musik, ihren Spielern und Musikstilen. Da ist die Rede vom "brüllenden Drummer aus der Black-Metal-Szene" ebenso wie vom "Bassist[en]", der die "Fleischklumpen des Pops" in den "fuchsroten Rachen des Publikums" schmeißt oder dem Gitarristen, welcher sich "ohne Balladen zu spielen, ohne Blues, ohne Rock'n'Roll" [...] lieber "in die Garage" zurückziehen [...] und "Grunge spielen" würde. Der Dichter träumt letztlich davon, mehr zu sein als jemand, der 'nur' Worte beherrscht: "wenn ich eine Rockband wäre und nicht nur ein Sprecher". Er will Klänge erzeugen und mit ihnen starke Emotionen, die über das gesprochene und geschriebene Wort hinausgehen.

Übrigens gibt es neben detaillierten Informationen zum Verfasser auch den Original-Text des Gedichts auf Litauisch sowie eine Übertragung ins Englische durch Rimas Užgiris auf dieser Online-Plattform: https://www.versopolis.com/poet/119/donatas-petrosius


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Februar 2024



Béla Fleck & The Flecktones: "The Hidden Land" (CD), BMG 2006.

Béla Fleck ist aktuell wohl der beste/vielseitigste/berühmteste Banjo-Spieler auf dem Planeten. Sein angestammter musikalischer Kontext ist der (Progressive) Bluegrass. Wie kein anderer Bluegrass-Musiker hat sich der Banjo-Großmeister aus New York City aus der Komfortzone herausgewagt. Allein der Umstand, dass er in den Kategorien Country, Pop, Jazz, Instrumental, Classical, Folk und World Music für Grammy Awards nominiert gewesen ist und immerhin auch 16 Grammys gewinnen konnte, spricht Bände.

Über Jahrzehnte hinweg ist er in diverse Projekte involviert gewesen. So spielte er beispielsweise live mit dem Shakti-Ensemble um John McLaughlin und zwei Duo-Alben mit dem Jazz-Pianisten Chick Corea ein, adaptierte barocke und klassische Werke von Bach, Beethoven, Chopin, Debussy, Paganini sowie Scarlatti für das Banjo und schrieb eigene Werke für Banjo und Orchester (festgehalten in mehreren Aufnahmen). Er bereiste den afrikanischen Kontinent auf der Suche nach den Ursprüngen des Banjos, woraus mehrere Alben hervorgingen, und er tritt seit mehr als zehn Jahren regelmäßig im Duo mit seiner Ehefrau Abigail Washburn auf, einer US-amerikanischen Banjo-Spielerin, die in der Tradition der Clawhammer-Stilistik beheimatet ist und zudem singt. In jüngster Zeit kehrte Béla Fleck gewissermaßen zu seinen musikalischen Wurzeln zurück, indem er alte und neue Stars der US-amerikanischen Bluegrass-Gemeinschaft um sich scharte. Seine neueste Veröffentlichung ist eine Bearbeitung der "Rhapsody in Blue" von George Gershwin für Banjo und Orchester.

Mit seiner experimentierfreudigen Band Béla Fleck & the Flecktones, mit der er seit nunmehr 35 Jahren zusammenspielt, hat er mehrere Grammys gewonnen, unter anderem für dieses Album namens "The Hidden Land", für das er 2007 die begehrte Trophäe in der Kategorie "Best Contemporary Jazz Album" einheimste. Es handelt sich um Fusion Jazz mit Country-Anleihen, aber auch klassische europäische Kunstmusik wird interpretiert (J.S. Bachs Fuge Nr. 20 in a-Moll, BWV 889). Die ungewöhnliche Bandbesetzung mit Béla Fleck am Banjo, Victor Wooten am E-Bass, Future Man an den (E-)Drums sowie Jeff Coffin an Saxophonen, der Klarinette, der Flöte und am Keyboard bringt einen ganz eigenen Gruppensound mit sich. Frappierend ist, mit welcher Unbefangenheit und Virtuosität die Musiker komponieren, improvisieren und interagieren. Das ist progressive Musik, die sich mühelos zwischen allen Stühlen bewegt. Nichts für Puristen!


Noten- und Liederbuch-Sammlung von Prof. Dr. Fred Ritzel (Oldenburg)




Der emeritierte Musikwissenschaftler Prof. Dr. Fred Ritzel (Jg. 1938) aus Oldenburg hat uns seine feine Sammlung mit Noten und Liederbüchern übergeben, die er im Laufe von Jahrzehnten zusammengetragen hat. Die 12 Umzugskartons umfassende Kollektion deckt ein weites musikalisches Spektrum ab (von Jazz bis Schlager) sowie einen großen Zeitraum (Mitte 19. Jahrhundert bis Ende 20. Jahrhundert). Prof. Dr. Ritzel ist einer der Pioniere der deutschsprachigen Popularmusik-Forschung. Er lehrte lange Zeit an der Universität Oldenburg.
Mehr Infos zu seinem Leben & Werk hier: https://www.staff.uni-oldenburg.de/ritzel/
Wir danken ihm herzlich für sein Vertrauen sowie Prof. Dr. Mario Dunkel (Uni Oldenburg) für die Vermittlung.


Deakzession von Büchern




Aufgrund von Platzmangel und der Umstrukturierung unserer Bücherbestände haben wir uns für eine Deakzession (lat., Aussonderung, Reduktion, Bereinigung, den Abbau oder Abgang von Beständen bzw. Sammlungen einer Bibliothek, eines Archivs oder eines Museums) entschieden. Wir haben uns von Dubletten getrennt sowie von Literatur, die keine direkten Bezüge zur Musikgeschichte aufweist. Die ca. 1.500 Bücher haben eine neue Heimat auf der Bookfarm im sächsischen Löbnitz gefunden.


Erste KKI-Beiratssitzung




Wir freuen uns, unseren neuen Beirat präsentieren zu können. Am Montag, dem 12. Februar, hat die konstituierende Sitzung stattgefunden. Zu den sechs Gründungsmitgliedern des KKI-Beirates gehören (in alphabetischer Reihenfolge): Prof. Dr. Mario Dunkel (Uni Oldenburg), Ulrich Duve (ehemals HfK Bremen), Prof. a.D. Dr. Gunnar Schmidt (ehemals Hochschule Trier), Prof. Dr. Ilka Siedenburg (Uni Münster), Prof. Dr. Ralf von Appen (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) sowie Karl Gert zur Heide (Bremen).
Der Beirat hat beratende und repräsentative Aufgaben. Er unterstützt die Arbeit des KKI durch fachliche Expertise.


KKI-Leiter hält Vortrag an der Philharmonie Luxembourg über Bluegrass




Am Freitag, dem 9. Februar 2024, wird Nico Thom (KKI-Leiter) an der Philharmonie Luxembourg einen Vortrag halten unter dem Titel "Bluegrass - Virtuose Volksmusik im Wandel der Zeit". Es handelt sich um einen Einführungsvortrag zum Konzert des US-amerikanischen Banjo-Spielers Béla Fleck, welches unter der Überschrift "My Bluegrass Heart" steht.
Mehr Infos: https://www.philharmonie.lu/de/programm/bela-fleck/5087


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Januar 2024



Mark C. Gridley: "Jazz Styles. History and Analysis", 5. Auflage, inkl. 2 Audio-Kassetten, Englewood Cliffs: Prentice-Hall 1994.

Jede/r, der/die sich eingehend mit Jazz auseinandersetzen möchte, sucht es: das eine Buch, welches die Essenz dieser Musik erfasst und auf den Punkt bringt, am besten anhand von konkreten Beispielen. Es gab viele Versuche, das ultimative Jazz-Lehrbuch zu präsentieren. Auch der US-amerikanische Jazz-Flötist/Saxophonist und Psychologie-Professor Mark Charles Gridley hat es probiert - und war dabei ziemlich erfolgreich. Die erste Auflage seiner Schrift "Jazz Styles" erschien 1978. Die bislang letzte, 11. Ausgabe wurde 2013 veröffentlicht. Parallel dazu ist eine gekürzte Fassung unter dem Titel "Concise Guide to Jazz" auf den Markt gebracht worden, die mittlerweile auch schon in der 7. Auflage vorliegt.

An dieser Stelle wird die 5. Auflage des umfangreichen Buches "Jazz Styles. History and Analysis" (422 Seiten) kurz beleuchtet. Ihr sind zwei Audio-Kassetten beigegeben, die mit vielen Hörbeispielen aufwarten. Auf der einen Kassette werden die instrumentalen Grundlagen von Jazzmusik erklärt, das heißt typische Spielweisen des Schlagzeugs, des Basses und des Pianos sowie diverser Melodieinstrumente. Aber auch basales Know-How in rhythmischer, harmonischer und melodischer Hinsicht wird vermittelt (z.B. Comping and Syncopation, Chords and Chord Progressions oder Octave-Voiced Piano Lines). Die zweite Kassette enthält Ausschnitte aus kanonisierten Jazzaufnahmen, die vom Autor eingeführt und kurz kontextualisiert werden. Die Beispiele zeigen die musikhistorische Entwicklung in chronologischer Reihenfolge, beginnend mit der Original Dixieland Jazz Band und endend mit Weather Report.

Die Hörbeispiele enden in den 1970er Jahren, weil die erste Buchausgabe 1978 erschienen ist. Die vorliegende Ausgabe aus dem Jahr 1994 schreibt zumindest im Text die Jazzgeschichte fort bis zum Kapitel "Jazz-Rock Fusion". Dort werden neben Weather Report der Bassgitarrist Jaco Pastorius und der Gitarrist Pat Metheny hervorgehoben als stilbildende Musiker. Kurze Abschnitte behandeln zudem die Sub-Stilistiken New Age und Fuzak sowie die Popularität von Jazz-Rock bzw. Fusion Jazz zu Beginn der 1990er Jahre.

Der überwiegende Teil der Publikation orientiert sich jedoch an einem klassischen Jazz-Narrativ. Die Geschichte dieser Musik wird eingeteilt in vormodernen und modernen Jazz, wobei die Anfänge des modernen Jazz in den 1940er Jahren verortet werden. Die Kapitelüberschriften zum vormodernen Jazz lauten: Origins of Jazz, Early Jazz: Combo Jazz prior to the middle 1930s, Swing: The early 1930s to the late 1940s, Duke Ellington sowie The Count Basie bands. Der moderne Jazz wird in zwei Teilen behandelt: 1) The early 1940s to the early 1960s sowie 2) The early 1960s to the early 1990s. Beide Teile decken die typischen Schlagworte bzw. Künstler ab: 1) Bop, Cool Jazz, Hard Bop, Miles Davis and his groups and sideman sowie John Coltrane; 2) 1960s and 70s Avant-Garde and "Free" Jazz, Bill Evans/Herbie Hancock/Chick Corea/Keith Jarrett sowie Jazz-Rock Fusion.

Die historische Darstellung ist eingerahmt von Ausführungen zu den Basics of Jazz (Definition, Improvisation etc.) und einem ausführlichen Appendix (Elements of music, Guide to album buying, Guide to jazz videos, Glossary, Supplementary reading, Sources for notated jazz solos, For musicians, Index). Zudem gibt es viele Fotos, Grafiken und Infoboxen. Notenabbildungen gibt es nicht, da sich die Publikation als Grundkurs bzw. Einführung versteht, die sich an Anfänger:innen richtet. Ursprünglich wurde der Text verfasst für fachfremde Studierende an Hochschulen bzw. Universitäten. Das Buch ist pädagogisch sinnvoll aufgebaut und operiert beispielsweise mit Kapitelzusammenfassungen. Aus europäischer Sicht fällt auf, dass die historische Darstellung stark verengt ist auf den US-amerikanischen Jazz. Nicht ein einziger europäischer Jazzmusiker wird erwähnt, geschweige denn eine Musikerin! Insofern wirkt die Publikation etwas aus der Zeit gefallen bzw. sehr traditionell. Nichtsdestotrotz liefert sie pointierte Informationen zu verschiedenen Aspekten des Jazz.


Gewölbeabstützung wurde entfernt -
Das KKI ist wieder frei zugänglich!




Heute wurden die Stahlstützen abgebaut, die in den letzten beiden Monaten in unserem Gewölbekeller standen. Sie sind vorsichtshalber angebracht worden, um ein potentielles Einstürzen zu verhindern, nachdem einige kleinere Risse in der Gewölbedecke entdeckt worden waren. Ein statisches Gutachten konnte allerdings Entwarnung bringen, sodass wir uns von nun an wieder frei bewegen können. Somit ist auch das Zugangsverbot für Besucher:innen aufgehoben. Darüber freuen wir uns ungemein!


Abschied von Lukas Klose




Mit Entsetzen haben wir die Nachricht vom frühen Tod des Fotografen/Filmemachers Lukas Klose aufgenommen. Er hat in den letzen beiden Jahren immer mal wieder Fotos vom KKI gemacht und einige Fundstücke aus unserem Bestand abgelichtet. Als selbständiger Fotograf/Filmemacher war er unter anderem für die Hochschule für Künste sowie die Universität Bremen tätig. Er war ein noch recht junger, künstlerisch anspruchsvoller Kollege, der durch seine ruhige und reflektierte Art ein angenehmer Kooperationspartner gewesen ist. Er wird uns fehlen!


Neues Material von Friedel Muders (FUEGO)




Unser geschätzter Kooperationspartner Friedel Muders, der das Bremer Label bzw. den Musikverlag FUEGO leitet, hat uns mal wieder mit interessantem Material aus seinem Fundus versorgt; darunter Bücher, Schallplatten, Zeitschriften, CDs, DVDs, Kalender, Plakate und Fotos. Wir freuen uns über die spannenden Medien und haben uns fest vorgenommen, insbesondere seine Plakat-Sammlung perspektivisch adäquat zu präsentieren, vielleicht in Form einer kleinen (Online-)Ausstellung.


Neuer Praktikant für drei Monate




Von Anfang Januar bis Ende März absolviert Peter Handke ein dreimonatiges Praktikum im KKI, vermittelt vom Berufsförderungswerk Friedehorst in Bremen. Wir freuen uns über seine Unterstützung und gewähren ihm gerne Einblicke in unseren vielfältigen Arbeitsalltag.


Neue FaMI-Praktikantin im Januar




Vom 8. bis 26. Januar absolviert Alina Krusch ein dreiwöchiges Praktikum im KKI. Zurzeit macht sie eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMI) am Zentrum für Künstlerpublikationen der Weserburg in Bremen und befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr. Wir sind dankbar für ihre Mitwirkung und gewähren ihr gerne Einblicke in unseren Arbeitsalltag. FaMI-Praktikant:innen beehren uns regelmäßig und sind jederzeit herzlich willkommen.





[Jahrgang 2023]


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Dezember 2023



Black Stars, Volume 3, Number 11 (September 1974).

Zehn Jahre lang, von 1971 bis 1981, erschien in den USA "Black Stars", eine Monatszeitschrift, die von der Johnson Publishing Company (mit Hauptsitz in Chicago) herausgegeben worden ist, einem der größten afro-amerikanischen Verlagshäuser in den Vereinigten Staaten. Black Stars wurde 1971 mit dem Ziel gegründet, ein Unterhaltungsmagazin zu schaffen. In der ersten Ausgabe umriss John H. Johnson die Ziele des Magazins wie folgt:
"Black Stars wird unterhaltsam, informativ, sachlich, intim und lebendig sein und sich fast ausschließlich mit dem Leben und den Karrieren großer, lebender schwarzer Entertainer befassen. Viele der Artikel in der Zeitschrift werden von den Stars selbst verfasst."
Nach Angaben der damaligen Vizepräsidentin des Verlags, June A. Rhinehart, wurde das Erscheinen 1981 eingestellt, weil die Leserschaft und die Werbeeinnahmen zurückgingen.

In der hier vorgestellten Ausgabe vom September 1974 ist die Jackson Familie auf dem Titelblatt, zu der auch ein gewisser Michael (15) sowie seine jüngere Schwester Janet (8) zählen. Die Geschichte der Familien-Band reicht zurück bis ins Jahr 1964. Damals sind sie als "The Jackson Brothers" gestartet. 1966 erfolgte die Umbenennung in "The Jackson Five". Ab 1976 nannte sich die Formation schlicht "The Jacksons". Sie besteht bis heute, allerdings ohne die Geschwister Michael und Janet, die beide zu Superstars geworden sind und sehr erfolgreiche Solo-Karrieren verfolgt haben. Auch andere Geschwister wie beispielsweise die Schwestern Maureen oder LaToya sind nicht mehr mit von der Partie. Auf Seite 38/39 ist ein großformatiges Foto mit insgesamt elf Familienmitgliedern zu sehen, darunter der Vater Joseph und die Mutter Katherine Jackson. In Summe waren es also neun Geschwister.

In der Ausgabe gibt es zwei Artikel zur Jackson-Familie. Einer berichtet über eine erste kleine (West-)Afrika-Tournee der Jackson Five unter der Überschrift "The Jackson Five Rap On Africa" (S. 36-44), der andere widmet sich der Mutter des Musik-Clans mit der Überschrift "Meet Mrs. Katherine Jackson" (S. 46-50). Während es im ersten Artikel bzw. einem Interview mit den Jackson Five um deren Afrika-Eindrücke geht und die Fragen sehr um das Schwarzsein an sich kreisen, ist der zweite Artikel eine Hommage an die Frau, Mutter und Großmutter, die seit 25 Jahren verheiratet ist, 9 Kinder und zwei Enkelkinder hat. Katherine Jackson sei "one of the nicest, warmest and most friendly people you can ever meet", heißt es beispielsweise auf Seite 46.

Bei Black Stars handelt es sich keineswegs um ein reines Musikmagazin. In dieser Ausgabe geht es neben Musiker:innen wie Jerry Butler und den Jacksons auch um den Komiker Jimmie Walker, die Tänzerin und Schauspielerin Deborah Allen, den Schauspieler Calvin Lockhart, den Film-Regisseur/Produzenten Melvin Van Peebles sowie um die Schauspielerin Juanita Brown. Kurzgesagt: afro-amerikanische Entertainer:innen werden beleuchtet und dabei durchaus heroisch dargestellt. Black Stars ist übrigens nicht zu verwechseln mit einem ähnlichen Magazin der Gegenwart namens "Blackstar*", vormals auch "Black Star Magazine" genannt, gleichwohl die Anliegen der beiden Printprodukte vergleichbar sind: Erfolgreiche Afro-Amerikaner:innen vorstellen und auf unterhaltsame Weise Identitätspolitik betreiben.


Aktueller Stand der Umbauarbeiten (Ende 2023)




Was für ein Ritt! Die Umbauarbeiten im oberen Empfangs-/Büro-/Bücher-Raum des KKI sind im Großen und Ganzen abgeschlossen. Abgesehen von kleineren baulichen Maßnahmen, die noch ausstehen, ist das Meiste geschafft. Wir sind soweit zufrieden mit dem Ergebnis und erfreuen uns am neuen Interior, das zu Kontemplation anregt und uns animiert, im neuen Jahr auf der unteren Ebene des KKI mit der Renovierung fortzufahren.


Herzerwärmende KKI-Musikbörse am 17. Dezember




Am Sonntag, dem 17. Dezember, wird das KKI von 15-20 Uhr auf dem Wintermarkt der Bremer Hochschule für Künste mit einer Musikbörse vertreten sein. Der eintägige Wintermarkt wird vor der Hochschule in der Dechanatstrasse 13-15 aufgebaut sein (= Standort des Fachbereichs Musik). Unsere Musikbörse bietet Dubletten von Platten, CDs, Büchern & Zeitschriften zu günstigen Preisen. Eine gute Gelegenheit, um die letzten Weihnachtsgeschenke zu organisieren!


Neue HfK-Website & neue KKI-Unterseite




Die Hochschule für Künste Bremen, unsere Mutterinstitution, hat eine neue Website. Nach mehreren Jahren der Interimslösung glänzt der neue Internetauftritt der HfK mit einem ansprechenden Design und angemessenem Informationsgehalt. Auch das KKI hat eine neue Unterseite bekommen, die man hier bestaunen kann: https://www.hfk-bremen.de/de/ueber-die-hochschule/zentrale-orte/klaus-kuhnke-institut


Dokumente eines Bremer Barbershop-Chores namens "Singsation"




Gerlind Schütte hat uns am 12. Dezember zehn Ordner mit Dokumenten des Bremer Chores "Singsation" übergeben. Der Chor existiert seit 35 Jahren und steht in der Tradition des Barbershop-Gesangs. Aktuelle Infos zum Chor gibt es hier: https://singsation.de


Reportage über KKI auf der Stadtlauscher-Website




Die Bremer Website stadtlauscher.de hat in ihrer Rubrik "Magazin" ausführlich über uns berichtet. Die dreiteilige Reportage wurde von Jürgen Francke verfasst. Wir danken Conrad Schwenke, dem Gründer der Stadtlauscher-Website, für sein Kooperationsinteresse und die freundliche Berichterstattung.
Hier geht es zur Reportage: https://stadtlauscher.de/magazin/klaus-kuhnke-institut_1


Neue FaMI-Praktikantin im November/Dezember




Vom 27. November bis 15. Dezember absolviert Marlies Heißenbüttel ein dreiwöchiges Praktikum im KKI. Zurzeit macht sie eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMI) am Bremer Landesfilmarchiv und befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr. Wir sind dankbar für ihre Mitwirkung und gewähren ihr gerne Einblicke in unseren Arbeitsalltag. FaMI-Praktikant:innen beehren uns regelmäßig und sind jederzeit herzlich willkommen.


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ November 2023



Michael Kleff (Hg.): "Die Burg Waldeck Festivals 1964-1969. Chansons Folklore International", eine Ko-Operation mit der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck e.V. und der TAZ - Die Tageszeitung, 10 CDs mit Buch im Schuber, Hambergen: Bear Family Records 2008.

2008 gewann der Musikjournalist Michael Kleff gemeinsam mit dem Label Bear Family Records den renommierten Preis der deutschen Schallplattenkritik für diese Publikation. In einem Pappschuber, auf dem die Burg Waldeck abgebildet ist, befindet sich ein 240 Seiten umfassender Sammelband mit zahlreichen Textbeiträgen und Abbildungen sowie ein Klappkarton mit 10 CDs, auf denen insgesamt circa 300 Live-Aufnahmen von Liedern/Songs/Chansons und Wortbeiträgen enthalten sind.

Mit dieser Materialfülle sind die wenigen Jahre dokumentiert, die das Festival Bestand hatte. Sechs Jahre lang trafen sich Liedermacher/Singer-Songwriter/Chansoniers und ein junges, politisch-motiviertes Publikum auf einer Burgruine nahe des Dorfes Dorweiler im Hunsrück-Gebirge in Rheinland-Pfalz. Gesungen wurde vor allem in deutscher Sprache, teilweise jedoch auch auf Englisch, Fränzösisch, Italienisch und Jiddisch. "Die Festivals auf Burg Waldeck waren die ersten deutschen Open-Air-Festivals; sie waren eine Auseinandersetzung mit dem soziokulturellen Mief der Adenauer-Restauration. Sie setzten den Schlagersängern und Heile-Welt-Propheten andere deutsche Texte entgegen", schreibt der Herausgeber (S. 10). Und weiter: "Die Waldeck-Festivals rissen die alten deutschen demokratischen Liedtraditionen aus ihrem Schattendasein. Und die Interpretinnen und Interpreten eines neuen deutschen Lieds ernteten einen in der deutschen Musikgeschichte beispiellosen Widerhall." (ebenda)

Tatsächlich werden in diesem Zeitdokument die gesellschaftlichen Umwälzungen in der Bundesrepublik sicht- und hörbar, welche heute unter dem Schlagwort "68er-Generation" zusammengefasst werden. Das Zeitcolorit vermittelt sich auf plastische Weise und es lassen sich eine Menge Zwischentöne heraushören. Neben den zahlreichen Musikbeispielen sind auch die mitgeschnittenen Diskussionen sehr interessant, weil diese die Lebendigkeit der Festival-Gemeinschaft und die vielfältigen politischen und künstlerischen Ansichten der Beteiligten aufzeigen. Ergänzend sind O-Töne aus Interviews beigegeben, die vom Herausgeber mit Protoganisten des Festivals geführt worden sind, z.B. mit Diethart Kerbs, Franz Josef Degenhardt oder Fasia Jansen.

Jedes der sechs Festivaljahre ist detailreich festgehalten. Fotos, Zeitungsartikel, Plakate und Flugblätter visualisieren die Texte von ausgewählten FestivalmacherInnen, KünstlerInnen und FestivalbesucherInnen. Fast die Hälfte des Buches besteht aus einer "alphabetischen Künstlerliste", welche die Kurzbiographien der aufgetretenen MusikerInnen, KabarettistInnen und PoetInnen bereithält. Die Veröffentlichung (Buch und CDs) ist ein Muss für Freunde des gepflegten (Volks-)Liedgutes deutscher Sprache. Das, was heute als idealtypische deutschsprachige Folk- und Liedermacher-Musik angesehen wird, ist hier zusammengefasst. Das Spektrum reicht vom hochpolitischen Protestsong bis zum poetisch-sprachverspielten Liebeslied. Das am häufigsten verwendete Begleitinstrument ist die Akustikgitarre.


Neues YouTube-Video: Vortrag zum Verhältnis von Jazz & Popmusik




Ein aktueller Vortrag von Nico Thom (KKI-Leiter) ist auf dem YouTube-Kanal des KKI zu sehen/hören. Es handelt sich um den Mittschnitt eines Online-Vortrags vom 4. Oktober 2023, welcher in der Reihe "Pop im DMA" vom Deutschen Musikarchiv in Leipzig veranstaltet worden ist. Der Titel lautete: "Hassliebe - Zum schwierigen Verhältnis von Jazz und Popmusik". Teile des Vortrags mussten aus urheberrechtlichen Gründen herausgeschnitten werden.
Hier der Link zum Video: https://youtu.be/J2IDh_rdO-U


KKI ist wieder (teil-)offen dank Stahlstützen
- Aber noch kein Publikumsverkehr möglich




Die Sperrung des KKI ist aufgehoben, da der beschädigte Kellergang mit Stahlstützen abgesichert werden konnte. Allerdings dürfen sich aktuell nur Mitarbeiter des KKI in den Räumlichkeiten aufhalten. Für den Publikumsverkehr ist das KKI vorerst nicht zugänglich - voraussichtlich bis Jahresende. Rechercheanfragen können jedoch jederzeit an uns gerichtet werden.


Eilmeldung: KKI ist verübergehend gesperrt!




Aufgrund statischer Probleme ist das KKI bis auf Weiteres gesperrt. Ein Betreten der Räumlichkeiten ist aktuell nicht möglich. Wir warten auf eine statische Überprüfung. Sobald es Neuigkeiten dazu gibt, werden wir an dieser Stelle Bescheid geben.


Neue FaMI-Praktikantin im November




Vom 6. bis 24. November absolviert Lisa Grube ein dreiwöchiges Praktikum im KKI. Zurzeit macht sie eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMI) an der Stadtbibliothek in Achim und befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr. Wir sind dankbar für ihre Mitwirkung und gewähren ihr gerne Einblicke in unseren Arbeitsalltag. FaMI-Praktikant:innen beehren uns regelmäßig und sind jederzeit herzlich willkommen.


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Oktober 2023



Eurythmics: "Savage", Video-Album auf VHS-Kassette, Oil Factory Inc. (USA) / UFA & Media Ltd. (GB) / Virgin & PVG Ltd. (GB) 1988.

Das britische Synthie-Pop-Duo Eurythmics war in den 1980er Jahren sehr aktiv, produzierte in dieser Zeit sieben Studio-Alben, hatte einige internationale Charthits (z.B. "Sweet dreams" oder "Love is a stranger") und absolvierte große Tourneen. Die Sängerin Annie Lennox und der Musikproduzent David A. Stewart hatten bereits zuvor (von 1975 bis 1980) in zwei Bands (The Catch und The Tourists) zusammengearbeitet. 1990 trennten sich die beiden und verfolgten jeweils erfolgreiche Solokarrieren.

1987 kam ihr sechstes Studio-Album auf den Markt unter dem Titel "Savage" (dt.: wild, brutal, barbarisch). Es enthält 12 Songs und kann als Konzeptalbum bezeichnet werden. Thematisch kreisen die Texte um Beziehungsprobleme, Ausbruchsversuche aus Partnerschaften, neue Liebschaften und Sexualität sowie um die Kunst als ordnende Kraft in diesem Gefühlschaos. Dabei dominiert eine weibliche Perspektive. Den Hintergrund für "Savage" bildeten persönlichen Spannungen zwischen Lennox und Stewart, die einstmals ein Paar gewesen sind und zur Zeit der Entstehung des Albums unabhängig voneinander Familien gründeten.

Der Sound des Duos änderte sich bei "Savage" radikal und basierte nun hauptsächlich auf programmierten Samples und Drum Loops. Musikalisch setzten die beiden wieder mehr auf klassische Synthie-Pop-Elemente, die in den beiden Vorgänger-Alben zugunsten von Rockeinflüssen zurückgedrängt worden waren. David A. Stewart produzierte die Musik weitgehend im Alleingang, Annie Lennox zeichnete für die Texte und den Gesang verantwortlich. Von der Musikfachpresse wurde das Album durchweg positiv aufgenommen. Es wurde der Platte bescheinigt, ein reifes Songwriting aufzuweisen, das eine gute Balance halte zwischen Abstraktion und Sinnlichkeit sowie Kunst und Kommerz.

Für "Savage" wurde extra ein Video-Album produziert, das einige Monate später als VHS-Kassette erschien. Das heißt, dass zu jedem Song des Albums ein Musikvideo gedreht wurde. Einige dieser Videos wurden als Singleauskopplungen im Musikfernsehen (MTV & Co) gezeigt. Die Videos stammen allesamt von Sophie Muller, einer britischen Musikvideo-Regisseurin, die im Laufe ihrer Karriere über 300 Musikvideos produziert und mit zahlreichen (vor allem weiblichen) Stars im Popmusik-Business zusammengearbeitet hat (z.B. Sade, Björk und Sinéad O’Connor oder Bands wie No Doubt, The Cure oder Radiohead). Die Videos zu "Savage" waren ihre ersten eigenständigen Arbeiten, die sie als Mitzwanzigerin erstellt hat und die ihr zum Durchbruch verhalfen. In den Videos steht Annie Lennox im Mittelpunkt. Die Sängerin wird präsentiert als Hausfrau, die sich zum Vamp verwandelt. Dabei trägt sie in den meisten Videos ein einheitliches Outfit: ein hautenges weißes Glitzerkleid, eine große blonde Perücke, einen knallroter Lippenstift und stark geschminkte Augen. Die Videoästhetik ist aufbegehrend-glamourös, einige Clips sind schwarz-weiß bzw. minimalistisch gehalten.


Aufbau des neuen Regalsystems




Nun ist es endlich da! Das neue Regalsystem von Mocoba wurde am 24. Oktober geliefert und aufgebaut. Zwar ist der Empfangs-/Büro-/Bücher-Raum damit noch nicht komplett eingerichtet, aber bis Jahresende soll alles fertig sein. Wir erfreuen uns jedenfalls schon einmal am vielversprechenden Ambiente.


Jahrestreffen des Archivnetzwerk Pop in Köln




Am Freitag, dem 20. Oktober 2023, traf sich das Archivnetzwerk Pop, an dem das KKI beteiligt ist, im Musikarchiv NRW in Köln. Dabei gab es selbstverständlich auch Gelegenheit, die tolle Sammlung des Musikarchiv NRW zu bestaunen, die von dessen Gründer/Leiter Matthias Schumacher zusammengetragen worden ist. Mehr Infos hier:
https://musikarchiv-nrw.de
https://www.archivnetzwerk-pop.de


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ September 2023



"Bremer Liederbuch für AKW-Gegner", 2. Auflage, hrsg. von der Bremer Bürgerinitiative gegen Atomenergieanlagen (BBA), Bremen: Eigenverlag 1979.

Bei diesem Liederbuch handelt es sich ganz klar um politische Literatur bzw. Musik. Es ist um Umfeld der Anti-Atomkraft-Bewegung entstanden, die sich in den 1970er Jahren als soziale Bewegung formiert hat und im internationalen Vergleich in Deutschland besonders stark ausgeprägt war. Die Bewegung bestimmte den öffentlichen Diskurs in der Bundesrepublik über Jahrzehnte hinweg nachhaltig und hat dank ihrer Beharrlichkeit dazu geführt, dass am 15. April 2023 die drei letzten Atomkraftwerke Deutschlands (Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2), die noch in Betrieb gewesen sind, abgeschaltet wurden. Insofern ist der musikalisch-politische Bezug zur Gegenwart gut zu erkennen.

Das handliche Büchlein wurde für den Einsatz auf Demonstrationen konzipiert. Dazu schreiben die Herausgeber:innen von der Bremer Bürgerinitiative gegen Atomenergieanlagen (BBA) im Vorwort: "Dieses Liederbuch ist aus unserer Not entstanden, immer mit 4 oder 5 verschiedenen Heftchen herumlaufen zu müssen, wenn wir etwas singen wollen. Es ist also vorwiegend ein 'Gesangbuch', deshalb haben wir darauf verzichtet, erklärende Texte zum Entstehen der Lieder und zu den Kämpfen an den jeweiligen Standorten zu geben. Im Register wird deshalb auf Texthefte, Liederbücher und Schallplatten verwiesen, in denen mehr Inhaltliches steht. [...] Schickt uns neue Lieder und schreibt, welche rausbleiben könnten, weil man sie sowieso nicht singt. Wir konnten leider nicht alle Lieder, die wir gesammelt haben, aufnehmen, da man das Buch ja bequem zur nächsten Demo mitnehmen soll."

Offenkundig ist der Do-It-Yourself-Ansatz der Publikation, die mit einer Schreibmaschine erstellt und durch zahlreiche handgeschriebene Überschriften, Notensätze, Zusatztexte und Zeichnungen ergänzt wurde. Auf 230 engbedruckten Seiten sind circa 100 Lieder mit deutschen Texten versammelt. Diese wurden in erster Linie nach Standorten von Atomkraftanlagen geordnet, das heißt es gibt beispielsweise Lieder zu Brokdorf, Gorleben oder Rehling bei Augsburg. Aber auch die Schweiz als Atomkraftnation wird besungen, ebenso wie die französische Gemeinde Malville. Hier deutet sich die Internationalität der Bewegung an. Darüber hinaus findet man Lieder, die allgemeinen Charakter haben, zum Beispiel den "Anti Paranoia Blues", "Das Lied vom Schutzmann" oder "Das 'Es-kann-gar-nichts-passieren'-Lied".

In der vorliegenden zweiten Auflage wurde Einiges neu gemacht, wodurch die Vitalität der Anti-AKW-Bewegung Ende der 70er Jahre sichtbar wird: "Viele Lieder, die im vergangenen Jahr entstanden sind, wurden neu aufgenommen. Wenige alte Lieder haben wir dafür rausgelassen. Zu sämtlichen Liedern sind jetzt die Noten abgedruckt. Wir haben uns bemüht, die Melodien in singbaren Tonhöhen zu halten. [...] Zu allen Melodien sind Harmonien angegeben, in einer einheitlichen Schreibweise." Am Ende des Buches gibt es zudem Hinweise, wie man Lieder selber schreiben kann. Es lässt sich festhalten, dass es sich um ein Zeitdokument handelt, das neben den politischen Impetus die Idee einer musikalischen Graswurzelbewegung stellt, bei der jede/r mitmachen kann und soll.


KKI-Leiter hält Vortrag am Deutschen Musikarchiv




Am Mittwoch, dem 4. Oktober 2023, um 19 Uhr wird Nico Thom (Leiter des KKI) einen (Online-)Vortrag unter dem Titel "Hassliebe - Zum schwierigen Verhältnis von Jazz und Popmusik" am Deutschen Musikarchiv halten. Das Deutsche Musikarchiv ist Teil der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig. Der Vortrag wird im Internet frei zugänglich sein. (Ursprünglich sollte der Vortrag eine Woche früher stattfinden [am 27. September], er musste jedoch krankheitsbedingt verschoben werden.) Mehr Infos hier:
https://www.dnb.de/DE/Kulturell/Veranstaltungskalender/DMAPopmusik/230927JazzPopmusik.html


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ August 2023



"Koschat-Album. Auswahl der beliebtesten Kärntner Lieder von Thomas Koschat. Erster Band. Ausgabe A. Für eine Singstimme mit Pianoforte (hoch)", Notenausgabe, Leipzig: Verlag F.E.C. Leuckart, ca. 1895.

Manchmal spielt einem der Zufall in die Hände. Im Foyer unserer Hochschule für Künste haben wir dieses feine Notenalbum gefunden. Jemand hat es dort zum Mitnehmen abgelegt bzw. verschenkt. Nun ist es in unseren Bestand übergegangen, also sozusagen im Haus geblieben.

Dieses Koschat-Album ist der erste Teil einer mehrbändigen Ausgabe und wurde von Thomas Koschat (1845-1914) komponiert bzw. zusammengestellt. Der "Kärntner Liederfürst" schuf im Laufe seines Lebens ein umfangreiches Werk, welches die Kärntner Volkslied-Tradition aufgriff und weiterentwickelte. Kärntnerlieder beziehen sich auf die südlichste Region Österreichs bzw. auf das Bundesland Kärnten (Landeshauptstadt: Klagenfurt am Wörthersee).

Ausgehend von Viktring bei Klagenfurt am Wörthersee zog es Koschat an die Wiener Hofoper, wo er späterhin viele Jahre Leiter des Chores gewesen ist. Mit seinen Lied-Bearbeitungen und -Neukompositionen erlangte er große Popularität und tourte sogar durch Europa und Amerika. In seiner Heimat Österreich wurde ihm Ruhm und Ehre zuteil. Auch darüber hinaus, im gesamten deutschsprachigen Raum, fand sein Œuvre viel Anerkennung. Sein bekanntestes Stück ist sicherlich das "Jägerständchen", heutzutage besser bekannt als der "Schneewalzer".

In der hier vorliegenden, sehr hübsch gestalteten Notenausgabe, die ca. 1895 in einem Leipziger Verlag veröffentlicht worden ist, sind 20 seiner Lieder bzw. Bearbeitungen von Volksliedern versammelt. Deren Texte greifen den Kärntner Dialekt auf. Dazu heißt es in den Vorbemerkungen von Koschat: "In Folge mehrfacher, namentlich aus Norddeutschland eingelaufener Anfragen in Betreff der Aussprache und Betonung gewisser durch besondere Zeichen markirter mundartlicher Laute, sehe ich mich veranlasst dieser Ausgabe meiner volksthümlichen Compositionen einige Andeutungen voraus zu schicken." (sic!)

Die kurzen, meist nur 2 bis 3 Seiten umfassenden Lieder tragen Titel wie "Karntner G'müath", "Büaberl, merk dir's fein" oder "Ew'ge Liab". Nur das letzte Stück namens "Am Wörther See" ist umfangreicher und beinhaltet 5 Kärntner Walzer.

Wie produktiv und populär Thomas Koschat gewesen ist, lässt sich den Werbeanzeigen des Verlags entnehmen, die in dem Album enthalten sind. Dort werden auf mehreren Seiten ganz unterschiedliche Notenausgaben des Komponisten angepriesen, mit Arrangements (zum Teil durch Dritte) für verschiedene Instrumente und Besetzungen. Die höchste Opuszahl liegt bei 100, zwanzig Jahre vor dem Tod des Komponisten. Offenbar gab es eine große Nachfrage nach seinen Werken, die durchweg eingängig und tänzerisch gehalten sind. Bei den meisten Stücken handelt es sich um kurze Walzer.


Formierung eines Beirats




Das KKI ist im Begriff, einen Beirat zu formieren. Bislang war Ulrich Duve, der ehemalige Leiter des Klaus-Kuhnke-Archivs, einziges Beiratsmitglied. Nun konnten wir weitere namhafte Persönlichkeiten für die Mitarbeit im Beirat gewinnen:
Prof. Dr. Ralf von Appen (Professor für Theorie und Geschichte der Popularmusik an der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien),
Prof. Dr. Mario Dunkel (Professor für Musikpädagogik bzw. Transkulturelle Musikvermittlung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg),
Prof. a.D. Dr. Gunnar Schmidt (pensionierter Professor für Theorie und Praxis des Intermedialen an der Hochschule Trier im Fachbereich Gestaltung).
Die Beiratsmitglieder unterstützen das KKI mit ihrer fachlichen Expertise und helfen bei der Vernetzung mit den wissenschaftlichen sowie künstlerischen Gemeinschaften bzw. bei der Öffentlichkeitsarbeit.


Renovierungs- und Umbauarbeiten im KKI




Wir haben mit Renovierungs- und Umbauarbeiten begonnen. Insbesondere der obere Empfangs- bzw. Büroraum des KKI wird komplett umgestaltet. Vor dem Einbau eines großen Regalsystems bekommt der Raum neue Deckenplatten, einen neuen Teppichboden, neue Wandfarbe sowie neue Kabelschächte und Beleuchtung. Selbst Heizungs- und Installationsarbeiten werden vorgenommen. Kurzum: Der Betrieb ist vorübergehend etwas eingeschränkt; voraussichtlich bis Mitte November. Wir bitten um Verständnis.


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Juli 2023



"Frauen im Jazz", DVD mit 3 Dokumentarfilmen von Greta Schiller & Andrea Weiss, Berlin: Salzgeber 2007.

Vom Berliner Filmverleih & Verlag Salzgeber, der sich auf queere Themen spezialisiert hat, wurde 2007 diese DVD veröffentlicht, welche drei kurze Dokumentarfilme von Greta Schiller und Andrea Weiss enthält. Die beiden US-Amerikanerinnen sind Mitte der 1950er Jahre geboren und machen seit den frühen 1980er Jahren gemeinsam Dokumentarfilme. Das lesbische Paar betreibt seit 1984 die Jezebel Productions, eine kleine und unabhängige Filmproduktionsgesellschaft mit Sitz in New York.

Kennen Sie die International Sweethearts of Rhythm, eine 16-köpfige Big Band? Schwarze und weiße Frauen spielten in dieser Formation gleichberechtigt miteinander. Hervorgegangen war die Gruppe aus einer Schülerinnenband aus dem Mississippi-Delta, die 1939 von einem Schulleiter gegründet worden ist. 1941 wurde die glamouröse Anna Mae Winburn neue Leiterin und zugleich Sängerin der Big Band. Auch andere professionelle Musikerinnen wie Vi Burnside und Ernestine "Tiny" Davis stießen 1941 hinzu. Fortan entwickelte sich die Big Band zu "Americas greatest all girl band" (ein Slogan, der auf dem Tourbus prangte). Während des 2. Weltkrieges gelang der Durchbruch. Nichtsdestotrotz hatten es die Sweethearts schwer, sich im Musikgeschäft durchzusetzen, weil sie eine "gemischtrassige" Band gewesen sind. Sie spielten in erster Linie für ein schwarzes Publikum und tourten gemeinsam im Bus durch die USA. "Wir aßen zusammen, schliefen und lebten zusammen. Unser einziges Ziel war, Musik unter die Leute zu bringen. [...] Wir waren Profis, wie die Männer. [...] Louis Armstrong war einer unserer liebsten Freunde. Er mochte uns persönlich. Wie auch Count Basie oder Billie Holiday. [...] Armstrong versuchte sogar Tiny Davis abzuwerben. Er bot ihr das Zehnfache." Tiny: "Ich ging nicht, weil ich die Mädchen zu sehr mochte. Ich liebte sie." "Wir hingen aneinander. [...] Wir arbeiteten auch mit Ella Fitzgerald. Sie wurde eine sehr gute Freundin", berichtet Anna Mae Winburn. Die Band trat sogar in Europa auf und spielte dort für amerikanische Soldaten. Allein in Deutschland verbrachten die Frauen sechs Monate und konzertierten dort bspw. im Nürnberger Opernhaus. Nach dem Krieg litt die Band unter den zurückkehrenden männlichen Musikerkollegen, die nun die Jobs bekamen. Außerdem gründeten viele Bandkolleginnen Familien und konnten nicht adäquat ersetzt werden. Ende der 1940er Jahre zerfiel die Big Band allmählich, nicht zuletzt weil diese Art von Swing durch neuere musikalischen Entwicklungen (Stichwort: Bebop) an Popularität verlor. Der halbstündige Dokumentarfilm mit dem schlichten Titel "International Sweethearts of Rhythm" kam 1986 heraus und zeigt Interviews mit den Protagonistinnen sowie eine Menge Archivmaterial, das die Beliebtheit der Big Band in den 1940er Jahren belegt, ebenso wie die erstklassige Qualität ihrer Musik.

Der Film "Tiny & Ruby - Hell Divin' Women" aus dem Jahr 1988 widmet sich den beiden Afro-Amerikanerinnen Ernestine "Tiny" Davis & Ruby Lucas, die seit über 40 Jahren ein lesbisches Paar sind. Kennen und lieben gelernt haben sie sich in der Band Tiny Davis and her Hell Divers. Die virtuose Trompeterin und Sängerin Ernestine "Tiny" Davis – man nannte sie anerkennend den "weiblichen Satchmo" – leitete die professionelle Frauenband von 1947 bis Anfang der 1960er Jahre, nachdem sie bei den International Sweethearts of Rhythm ausgestiegen war. Die Combo spielte eine unterhaltsame Mischung aus Blues, Swing sowie Rhythm & Blues. Ruby Lucas fungierte erst als Fahrerin, später als Bassistin, Schlagzeugerin und Pianistin der Band. Nach der Scheidung von Tiny Davis (im Jahr 1946), die drei Kinder hatte, wurden Ruby und die Bandleaderin ein Paar. Mitte der 1950er Jahre bis Anfang der 1960er Jahre betrieben Tiny und Ruby dann gemeinsam einen Schwulen-/Lesbenclub in Chicago namens Gay Spot. Hausband waren die Hell Divers. Der 27minütige Film präsentiert die beiden Frauen und ihre gemeinsame musikalische Lebensgeschichte in Form von Interviews und Archivaufnahmen. Dabei vermitteln sich zudem die ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten der Ladies: hier die lebenslustige Vollblutmusikerin im Rampenlicht (Tiny), da die zurückhaltende Organisatorin im Hintergrund (Ruby).

Im 45minütigen Film "Maxine Sullivan – Love to be in love" geht es um die Pop-/Jazz-Sängerin aus Pittsburgh, die in New York erfolgreich wurde. Ihre Lebensdaten: 1911-1987. "Sie hatte einen direkten Gesangsstil, einfach, aber mit ungeheurem Rhythmusgefühl. Einfach perfekt." (Scott Hamilton, Bandleader & Saxophonist) Zwar war ihr keine formale musikalische Ausbildung zuteil geworden, aber Maxine Sullivan stammte aus einer Familie von Musiker:innen. Alle zehn Familienmitglieder spielten irgendein Instrument oder sangen. Die Art von Musik, mit der sie Berühmtheit erlangte, wurde als "Sweet Swing" bezeichnet. Sie sang unter anderem Swing-Versionen von klassischen Werken und hatte einen Riesenhit namens "Loch Lomond". Sie trat mit Benny Goodman und Louis Armstrong auf und arbeitete sowohl am Broadway wie auch beim Film. Sullivan tourte durch Großbritannien, wo sie ebenfalls Hits landen konnte. "Ich löste mich langsam vom Folk und kehrte zurück zu meiner Leidenschaft, dem Jazz." (Maxine Sullivan) 1957 zog sie sich für 12 Jahre aus dem Showgeschäft zurück, um sich ihrer Familie zu widmen – und nahm ihre Gesangskarriere im Alter von 58 Jahren wieder auf. Seit den 1950ern spielte sie auch Posaune und Flügelhorn. In hohem Alter absolvierte sie zwei Japan-Tourneen. Ab 1983 nahm sie alle drei Monate ein neues Album auf und formte eine feste Band um sich, mit der sie um die Welt tourte. Sie war eine Dixieland- und Swing-Veteranin und erreichte ein großes Publikum von Oldtime-Jazz-Liebhaber:innen. Der Film von Greta Schiller und Andrea Weiss erblickte 1991 das Licht der Welt und dokumentiert die faszinierende Lebens-/Musikgeschichte der afro-amerikanischen Sängerin auf der Basis von zahlreichem Archivmaterial und selbstgeführten Interviews mit Wegbegleiter:innen.


Neues Material aus der Sammlung von Friedel Muders (FUEGO)




Seit Jahrzehnten sind wir mit Friedel Muders eng verbunden, dem hochgeschätzten Designer, Labelbetreiber & Verleger aus Bremen. Immer wieder überlässt er uns Tonträger, Videos, Bücher, Zeitschriften und grafisches Material aus seiner Sammlung. Auf seinem Label bzw. in seinem Musikverlag FUEGO erscheinen nach wie vor spannende Indie-Acts und auch wir profitieren von dem hochwertigen Output. Kürzlich übergab er uns erneut eine Ladung seiner Musikschätze, für die wir sehr dankbar sind.


Neue FaMI-Praktikantin im Juli




In den ersten beiden Juli-Wochen absolviert Leonie Hiestermann ein Praktikum im KKI. Zurzeit macht sie eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMI) an der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen und befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr. Wir sind dankbar für ihre Mitwirkung und gewähren ihr gerne Einblicke in unseren Arbeitsalltag. FaMI-Praktikant:innen beehren uns regelmäßig und sind jederzeit herzlich willkommen.


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Juni 2023



"Battle of Print. Hands on Vinyl (Motto 2018). Der Gewinner-Kalender 2019", hrsg. vom Kommunikationsverband Wirtschaftsraum Bremen e.V., Bremen: Stürken | Albrecht Druckgesellschaft 2019.

2007 organisierte die Stürken | Albrecht Druckgesellschaft aus Bremen erstmals den Design-Wettbewerb 'Battle of Print'. "Das Ziel des 'Battle of Print' war von Anfang an, eine optimale Vernetzung zwischen Druckerei und Kreativschaffenden sowie der Wirtschaft in und um Bremen herzustellen", heißt es in einem Statement der Firma. Seither wird jährlich ein Motto für einen Kalender ausgerufen, für das bzw. den Gestalter:innen aus dem Nordwesten der Bundesrepublik Entwürfe einreichen können. Die besten Einreichungen werden gekürt und über eine crossmediale Kampagne verbreitet, bei der Printmedien, Social Media, klassische Online-Kommunikation sowie eine Ausstellung inklusive Vernissage kombiniert sind.

Mittlerweile wird der Design-Wettbewerb in Kooperation mit weiteren regionalen Organisationen veranstaltet, darunter ist beispielsweise der Kommunikationsverband Wirtschaftsraum Bremen e.V. sowie die Wilhelm Wagenfeld Stiftung. Im Jahr 2018 beteiligten sich zudem die Weserburg bzw. das Zentrum für Künstlerpublikationen und das Klaus-Kuhnke-Institut für Populäre Musik (KKI) an der Ausschreibung unter dem Motto 'Hands on Vinyl'. In der sechsköpfigen Jury waren - unter Anderen - Peter Schulze, der Gründer des KKI, sowie Klaus Voormann, der Musiker und Grafiker aus dem Umfeld der Beatles.

Das Motto 'Hands on Vinyl' zielte darauf ab, Re-Designs von LP-Covers anzuregen. Anders ausgedrückt bestand die Aufgabe darin, bestehende Vinyl-Alben neu zu designen. Die Entwürfe sollten die Vorder- und Rückseiten der Schallplatten-Hüllen sowie die jeweiligen Plattenetiketten (in der Mitte) umfassen und in den Originalgrößen eingereicht werden. Aus den Einsendungen wurden die drei besten ausgezeichnet. Neun weitere Entwürfe wurden in den Kalender aufgenommen, der eindrücklich Platten-Cover-Kunst zelebriert.

Den ersten Platz belegte Fabian Giering aus Bremerhaven (Studium: Digitale Medienproduktion / Hochschule Bremerhaven) mit einem Re-Design des Albums 'The Beautiful Game' (2016) der US-amerikanischen Funk-Band Vulfpeck (siehe die rechte Seite des Fotos; die linke Seite des Fotos zeigt den Kalenderrücken). Platz zwei belegte Asja Beckmann aus Bremen (Studium: Illustration und Typografie / Hochschule für Künste Bremen) mit ihrer Neu-Interpretation von 'Non-Stop Erotic Cabaret', einem Album des britischen Synthiepop-Duos Soft Cell aus dem Jahr 1981. Den dritten Platz ergatterte Ivana Kleßen aus Bremen (Studium: Kommunikationsdesign / Kunstschule Wandsbek), die das Album 'Dynasty' (1979) der US-amerikanischen Hard-Rock-Band Kiss umgestaltete.


KKI-Musikbörse zum Sommeranfang am 21. Juni
in der Hochschule für Künste Bremen




Am Mittwoch, dem 21. Juni 2023, findet im Foyer der Hochschule für Künste (Fachbereich Musik, Dechanatstrasse 13-15) unsere nächste Musikbörse statt. Pünktlich zum Sommeranfang bieten wir Doubletten aus dem Klaus-Kuhnke-Institut (Ton- und Bildträger, Bücher, Zeitschriften etc.) zum Kauf an. Zwischen 10 und 18 Uhr kann man Schnäppchen machen und tolle Musik in Ton, Bild und Schrift erwerben - vor allem Populäre Musik, aber auch Alte, Klassische und Neue Musik, ebenso wie Musik der Welt. Die Musikbörse ist offen für alle, das heißt HfK-Mitglieder und externe Gäste.


Erstes Treffen des KKI-Freundeskreises




Am 8. Juni fand das erste Treffen des neuformierten KKI-Freundeskreises statt. Es haben sich drei freiwillige Helfer:innen eingefunden, um sich bei Kaffee und Gebäck kennenzulernen und mit Nico Thom über die Mitwirkung im KKI zu sprechen. Wir freuen uns über die Unterstützung! Das nächste Treffen wird am 27. Juli, 10 Uhr im KKI stattfinden. Alle Interessent:innen sind herzlich eingeladen.


KKI beteiligt sich (erneut) an Ausstellung zum Thema
"Kommunikation. Von der Depeche bis zum Tweet. Die Bremer Archive und Radio Bremen"




Vom 6. bis 24. Juni 2023 kann man im Weserpark Bremen (Hans-Bredow-Straße 41, 28207 Bremen) eine tolle Wanderausstellung des Arbeitskreises Bremer Archive besuchen, an der auch das KKI beteiligt ist. Der Eintritt ist frei.
Mehr Infos findet man in diesem Flyer.


Mithilfe bei Forschungsprojekt zur Bremer Popmusik-Geschichte gesucht




Das KKI hat gerade ein Forschungsprojekt unter dem Arbeitstitel "Bunte Stadtmusik - Populäre Musik in Bremen und umzu" gestartet. Wir möchten die Musikgeschichte der Stadt Bremen und des direkten Umlandes für den Bereich der nicht-klassischen Musik aufarbeiten. Uns interessieren alle relevanten Musikstile - von Rock bis Pop, von Punk bis HipHop, von Techno bis Metal, von Folk bis Blues und natürlich auch der Jazz. Egal ob Sie Singer-Songwriterin, Weltmusiker oder Reggaekünstler:in aus Bremen und umzu sind oder solche kennen, melden Sie sich gerne bei uns, um uns Ihre persönlichen Geschichten zu erzählen. Auch Clubbesitzer:innen, Veranstaltungsorganisator:innen, Musiker:innen-Initiativen, Studio-, Festival- oder Plattenlabelbetreiber:innen können sich gerne bei uns melden, um uns über ihre Aktivitäten in der Vergangenheit (und Gegenwart) zu berichten. Wir suchen natürlich auch Bild- und Textmaterial zu Solokünstler*innen, Bands, Locations, Wettbewerben oder Vereinigungen, die Populäre Musik (im weitesten Sinne) in Bremen bzw. im Bremer Umland gemacht, angeboten oder gefördert haben. Einfach anrufen oder eine Email senden an kontakt@klaus-kuhnke-institut.de.


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Mai 2023



Transita - Ein Kofferradio der Firma Nordmende (Bremen, um 1960)

Einst wurden in Bremen Rundfunkempfangsgeräte produziert, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Ursprünglich hatte Otto Hermann Mende 1923 in Dresden die Firma Radio H. Mende gegründet. Da das Unternehmen im zweiten Weltkrieg in die deutsche Rüstungsindustrie eingebunden gewesen ist, ist das Werk von den Alliierten zerstört worden. 1947 wurde es von Martin Mende, dem Neffen des Gründers, in Bremen wiederaufgebaut. Aufgrund von Protesten wurde der Familien- bzw. Firmenname leicht modifiziert. Fortan trug der Betrieb die Bezeichnung Nordmende und entwickelte sich in der Nachkriegszeit zu einem der führenden deutschen Hersteller von Unterhaltungselektronik.

Neben anderen deutschen Firmen wie Metz, Saba, Grundig oder Telefunken behauptete sich Nordmende aus Bremen heraus auf dem internationalen Markt. Seit Anfang der 1950er Jahre sind neben Radios und Schallplattenspielern auch Fernsehgeräte produziert worden und die Geräte konnten in mehr als 100 Länder exportiert werden. Es herrschte eine Art Goldgräber-Stimmung bei Nordmende und so wurden weitere Werke im Bremer Umland errichtet.

Ein Markenzeichen von Nordmende war das moderne Produktdesign. Besonders ein mobiles Transistorradio mit Namen "Transita" repräsentierte den Freiheitsdrang und die Coolness der jungen Generation sowie den Sound der Zeit: den Übergang vom Rock'n'Roll der 1950er zur Beatmusik der 1960er Jahre. "Transita" war praktikabel, denn man konnte es wegen seiner kompakten Maße und des Batteriebetriebs einfach immer dabei haben und so die aufregende, neue Musik überall empfangen.

Ende der 1970er Jahre geriet Nordmende in die Krise, ähnlich wie andere deutsche Hersteller, z.B. Saba oder Telefunken. Alle drei genannten Unternehmen wurden von der französischen Firma Thomson übernommen und dann sukzessive abgewickelt bzw. wegrationalisiert. Trotz Unterstützung des Bremer Senats mussten die Nordmende-Werke in Bremen und umzu geschlossen werden. Die Markenrechte von Nordmende wurden allerdings weiterverkauft und so erlebte "Transita" im Jahr 2017 als Nordmende-DAB-Digitalradio im Retro-Design eine Wiedergeburt.


Der Arbeitskreis Bremer Archive (einschließlich das KKI)
erhält den Anerkennungspreis 2023 von der Wittheit





Das KKI ist Teil des Arbeitskreises Bremer Archive, in dem sich 40 Archive aus Bremen und Bremerhaven zusammengeschlossen haben. Die Wittheit zu Bremen, eine wissenschaftliche Gesellschaft der Freien Hansestadt Bremen (e.V.), hat am 2. Mai dem AK Bremer Archive einen Anerkennungspreis für Heimatforschung verliehen, genauer gesagt für "die Sicherung und Bearbeitung wichtiger Bremer Quellen sowie eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit". Wir freuen uns gemeinsam mit den Kolleg:innen des Arbeitskreises und nehmen den Preis als Ansporn für eine engagierte Fortführung der Kooperation. Außerdem danken wir Sigrid Dauks, der Leiterin des Universitätsarchives der Uni Bremen, für die Entgegennahme des Preises sowie die Dankesrede. Mehr Infos zum Arbeitskreis gibt es hier: https://www.bremer-archive.de


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ April 2023



The East Is Red. A Pageant of the Revolution, Performed in Peking by 3,000 Workers, Peasants, Students and Soldiers of The People's Republic of China (Box mit 3 Vinylplatten & Begleitheft, New York: Paredon Records 1971)

Ob der Osten wirklich rot ist, wird in diesen Tagen wieder heiß diskutiert. Der Krieg in der Ukraine und die Allianz zwischen Russland und China bieten Anlässe, um erneut über geopolitische Separierungen wie Ost versus West oder Kommunismus versus Kapitalismus nachzudenken. Dass solche Dualismen Zuspitzungen sind und die Welt de facto bunter bzw. facettenreicher ist, muss man sich dabei ins Gedächtnis rufen.

Einen Denkanstoß in diese Richtung liefert diese Box mit drei Vinylplatten und einem Begleitheft. Die Box ist China gewidmet und enthält die Volksoper bzw. das Epos "The East Is Red", welche/s zum 15. Jahrestag der Volksrepublik (Gründungsjahr: 1949) im Jahr 1964 entstanden ist. Darin wird die Chronologie der chinesischen Revolution nachgezeichnet.

"The East Is Red" wurde auch verfilmt. Der Film erschien 1965 in China und zeigt die historischen Ereignisse in einer stilisierten Inszenierung, welche stark geprägt ist vom Maoismus und die bevorstehende Kulturrevolution (1966-1976) bereits andeutet. In einer pompösen Bildsprache werden riesige Staatsgebäude sowie Menschenmassen dargestellt, die synchronisiert singen und tanzen. Dazu erklingt ein gewaltiges Orchester, das sich sowohl aus traditionell-chinesischen wie klassisch-europäischen Instrumenten zusammensetzt. Der massive Chorgesang wird immer wieder von Solo-Arien und gesprochenen Textpassagen unterbrochen.

Die hier vorliegende Box enthält den Soundtrack des Films. Im Untertitel heißt es: "Ein Festspiel der Revolution, aufgeführt in Peking von 3.000 Arbeitern, Bauern, Studenten und Soldaten der Volksrepublik China". Kurios ist der Umstand, dass die Vinylplatten-Box nicht in China, sondern in den USA veröffentlicht worden ist, und zwar 1971 bei dem in Brooklyn/New York ansässigen Label Paredon Records (1970-1985), das sich auf revolutionäre, linke Bewegungen und ihre jeweiligen Protestmusiken spezialisiert hatte.

Der ausgeprägte politische Impetus, der in dieser Box zu finden ist, regt an zu Reflexionen über vermeintlich klare Grenzen zwischen Ost und West bzw. kommunistischen und "freien" Staaten. Nicht zuletzt die Tatsache, dass an der Hochschule für Künste Bremen auch Menschen aus China studieren (ebenso wie Personen aus Russland und der Ukraine), sollte zu denken geben. Aber auch die Grenze zwischen klassischer und populärer Musik wird in dieser Produktion durchkreuzt. Hier handelt es sich im wahrsten Sinne des Wortes um Musik der/für Massen.


KKI-Gründer Peter Schulze gibt die Künstlerische Leitung
der Bremer Fachmesse jazzahead! ab




Mit einer herzlichen Umarmung verabschiedete Claudia Roth (die deutsche Staatsministerin für Kultur und Medien) Peter Schulze (den Spiritus Rector des KKI) aus seinem Amt als Künstlerische Leitung der Bremer Fachmesse jazzahead!. Diese Leitung teilte er sich über viele Jahre mit Prof. Ulrich Beckerhoff, der ebenfalls abtrat, um den Staffelstab an Götz Bühler weiterzugeben.


Das Jazzinstitut Darmstadt zu Gast im KKI




Im Rahmen der Bremer Messe jazzahead! haben uns die lieben und geschätzten Kolleg:innen vom Jazzinstitut Darmstadt besucht. Mit Arndt Weidler und Marie Härtling haben wir fachgesimpelt sowie kulinarisch und musikalisch geschwelgt. Es lebe der Jazz und die "völkerverständigende" Kraft der archivarischen Expertise!


Wir sind auf der jazzahead! präsent... mit einem Präsent und einer Präsentation





Die Bremer Fachmesse jazzahead! steht an und wir sind selbstverständlich wieder mit dabei. Dieses Mal haben wir extra ein Werbegeschenk produzieren lassen, das mit dem Slogan "Where Jazz Is Popular" das KKI bewirbt, denn natürlich ist Jazz bei uns beliebt! Außerdem haben wir gemeinsam mit der Jazzabteilung der Hochschule für Künste Bremen eine animierte Präsentation entwickelt, die im Rahmen der Clubnight am Freitag (28.04.) im Jazzclub bzw. der Mensa der HfK gezeigt wird. Los geht's um 19:30 Uhr.
Übrigens: Wer vorher noch eine Führung durch die Archivräume des KKI haben möchte, kann sich am 28.04., um 18:15 Uhr im KKI einfinden. Die Führung kann auf Deutsch und Englisch angeboten werden.


Erneuter Umzug der Mohns-Mohnssen-Sammlung




Anfang 2022 haben wir die große Sammlung des Bremers Mohns Mohnssen testamentarisch übernommen, der 2021 verstorben ist. 300 Kisten mit feinster US-amerikanischer Country Music. Die Frage war nur: Wohin damit? Erst haben wir extra ein Außenlager angemietet. Dann haben wir sie in unsere Archivräume in der HfK verbracht, wo sie einige Monate im Gang herumstanden. Nun sind sie nochmals umgeschichtet worden - Props an den fleißigen Kollegen Till! - und blockieren jetzt nicht mehr die Vinylregale.


Verkauf von 2 Studio-Tonband-Maschinen




Wir haben uns von zwei historischen Studio-Tonband-Maschinen getrennt (Modelle aus den 1950er bzw. 1960er Jahren), die seit vielen Jahren ungenutzt in unserem Archiv herumstanden. Ein passionierter Sammler aus Trier bekam den Zuschlag. Wir wissen sie daher in guten Händen. Eine Win-Win-Situation.


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ März 2023



Jens Grabig, Gerald Struck & Tobias Trelle: "Musik im Internet", Düsseldorf et al.: Sybex-Verlag 1995.

Als dieses Buch vor 28 Jahren erschienen ist, war noch nicht abzusehen wie sich das Internet bzw. dessen Musikangebot entwickeln würde. Heutzutage mag ein Schriftbanner wie "Entdecken Sie das Internet" auf dem Umschlag einer Publikation süß anmuten, damals konnte man allerdings nicht voraussetzen, dass alle potentiellen Leser:innen dieses weltweite Kommunikationsnetz kennen. Es war in der breiten Öffentlichkeit schlichtweg noch nicht angekommen. Zwar lassen sich dessen Ursprünge bis in die 1960er Jahre zurückverfolgen, als das US-Militär begann damit zu experimentieren, aber es dauerte fast drei Jahrzehnte bis das kommerzielle Potenzial erkannt und genutzt wurde. Zuvor hatten sich über viele Jahre Wissenschaftler:innen aus diversen Disziplinen mit dem Internet befasst, die Technologie dahinter weiterentwickelt und die Anwendungsmöglichkeiten getestet.

Zu den Autoren des Buches heißt es auf dem Einband: "Jens Grabig ist ein Internaut der ersten Stunde. Mit seinen Mitarbeitern Gerald Struck und Tobias Trelle ist er (fast) rund um die Uhr 'online', um für Sie die besten Plätze im Internet zu erforschen". Grabig und sein Team haben Mitte der 1990er Jahre vergleichbare Bücher zum Thema Internet veröffentlicht, darunter "Sport im Internet" (1995), "Reiseplanung im Internet" (1995) oder "Erotik im Internet" (1995), die allesamt bei Sybex erschienen sind, einem der "Pioniere im Computerbuchmarkt in Deutschland", wie auf der Website des Verlages zu lesen ist.

Wie gering das Angebot an musikbezogenen Online-Informationen noch war, ist allein schon dem Klappentext zu entnehmen: "Es [das Internet] bietet zu über 1600 Musikgruppen mehr als 1000 Web-Seiten. [...] Tauschen Sie sich in Newsgroups aus, oder laden Sie Sounds und Videos auf Ihre Festplatte. Informieren Sie sich über aktuelle Konzerttermine und Diskographien". Nichtsdestotrotz war offenbar schon das gesamte stilistische Spektrum verfügbar. "Die Informationsvielfalt ist gewaltig. Zu allen Genres finden Sie, was das Fanherz interessiert: ob Mainstream oder Underground, Klassik und Rock, Pop, Rap, Hip-Hop, Soul, Jazz, Beat, Blues... ." Da es an übergeordneten (Streaming-)Plattformen und Meta-Suchmaschinen noch mangelte, machte eine Publikation wie diese also durchaus Sinn.

Nachdem die Autoren in die "größte Musikmesse der Welt" eingeführt haben, geben sie eine Reihe von Tipps zur Software-Installation, zur Nutzung des Internets sowie zur "Netiquette". In einem Glossar werden die wichtigsten Begriffe (z.B. E-Mail, HTML oder Link) beschrieben. Der zweite Teil des Buches ordnet Internetadressen von Solokünstler:innen und Bands unter Oberbegriffe wie "Alternative, Indie & Industrial" (z.B. Dead Can Dance, Einstürzende Neubauten oder Sonic Youth), "Hard & Heavy" (z.B. AC/DC, Scorpions oder White Zombie), "Hip-Hop, Jazz, R&B" (z.B. Albert Ayler, Jazzkantine oder Snoop Doggy Dogg), "Rock & Pop" (z.B. Paula Abdul, Björk oder Die Prinzen) sowie "Techno, Rave & Ambient" (z.B. 2 Unlimited, Laurent Garnier oder Marusha). Darüber hinaus werden Websites sortiert unter "Archive & Online-Magazine" (z.B. Audio-Datenbank, Techno.Net oder Virtual Radio), "Instrumente & Musiksoftware" (z.B. Fender, MIDI Farm oder Steinberg) sowie "Labels" (z.B. BMG, Geffen Records oder Polygram) und "Verrücktes & Verschiedenes" (z.B. Beavis & Butt-Head, Deutsche Welle Musikwunsch oder Rock'n'Roll Clubs in Österreich). Selbstverständlich werden auch für "Klassische Musik" Websites angegeben (z.B. Klassische Gitarre, Bach oder New Zealand Symphony Orchestra). Alles in allem ein spannendes Dokument zu den Anfängen der (Populären) Musik im Internet.


KKI-Workshop im Rahmen der Spring School der Hochschule für Künste Bremen




Wir haben uns bei der Spring School der HfK Bremen mit einem einstündigen Online-Workshop eingebracht. Hier der Beschreibungstext:
"Auch Musiker:innen und Künstler:innen sollten sich mit dem Archivieren beschäftigen, denn es kann überaus hilfreich sein im Berufs- und Privatleben. Heutzutage wird das Thema Archivieren mit Begriffen wie Dokumenten- bzw. Informations-, Kommunikations- und Wissens-Management umschrieben, wobei das digitale Ordnen und Ablegen von Dateien eine immer größere Rolle spielt. Aber auch Papierdokumente wie Verträge, Urkunden, Noten, Bilder, Fotos oder Ähnliches müssen systematisiert und langfristig aufbewahrt werden, um privat oder beruflich gut nutzbar zu sein. Zum Archivieren gehört unter anderem auch das Aussortieren und Entsorgen von alten und ungenutzten Unterlagen oder AV-Medien (Ton- und Bildträger). Der Crashkurs möchte Hilfestellungen geben für den (Arbeits-)Alltag von Musiker:innen und Künstler:innen und lebenspraktische Beispiele präsentieren, die schnell und einfach anwendbar sind. Dabei werden Einblicke in die Arbeitsweisen des Klaus-Kuhnke-Instituts der HfK Bremen gegeben, das ein Archiv sowie eine Forschungsstätte für Populäre Musik ist und alle Arten von auditiven und visuellen Medien aufbewahrt."


Neugestaltung des KKI-Zugangs




Nach mehr als dreißig Jahren haben wir den Zugang zum KKI neu gestaltet. Unsere Intention war es, an das Corporate Design unserer Webpräsenz anzuknüpfen. Die schlichte schwarz-grau-weiße Bemalung wird durch zwei Akzente durchbrochen. Dabei handelt es sich um die durchscheinenden Originalfarben (gelb und grün). Auf diese Weise sollen die historischen Schichten des KKIs gewürdigt werden.


2023 - Das Jahr des großen Aufräumens im KKI




Für 2023 haben wir uns viel vorgenommen. Nach mehr als dreißig Jahren in denselben Räumlichkeiten wollen wir mal richtig aufräumen und aussortieren, um Ordnung und Platz zu schaffen. Über die Jahre sammelt sich einiges an, das leider nicht mehr zu gebrauchen ist – zum Beispiel eine Menge Elektroschrott (alte und kaputte Computer sowie marodes Hi-Fi-Equipment). Selbstverständlich schmeißen wir nichts weg, was noch in irgendeiner Form verwendet werden könnte. Wir sind Fans von Upcycling- und Sharing-Konzepten und achten auf die nachhaltige Nutzung der uns anvertrauten Objekte bzw. Gegenstände.


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Februar 2023



Versengold: "Nordlicht" (Limitierte Fan-Box, RCA/Sony/Fuego 2019)

Es ist erstaunlich, welche Reichweite die Band Versengold erzielt. Sie wurde 2003 im Bremer Umland (Osterholz-Scharmbeck) gegründet und wird 2023 ihr zwanzigjähriges Bestehen feiern. Der deutschsprachige Folk-Rock der sechs Musiker:innen setzt unter anderem auf traditionelle Instrumente wie die Nyckelharpa, die Bouzouki, die Mandoline oder die Fiddle. 2022 erschien das achte Album der Formation unter dem Titel "Was kost die Welt" und belegte Platz 1 der deutschen Album-Charts.

An dieser Stelle soll es jedoch um das Vorgängeralbum "Nordlicht" gehen, das 2019 veröffentlicht worden ist und immerhin Platz 4 der deutschen Album-Charts erreichte. Aufgrund des kommerziellen Erfolgs wurde auch eine limitierte Fan-Box auf den Markt gebracht. Diese enthält neben dem "Nordlicht"-CD-Longplayer (14 Titel) eine Blu-ray Disc, auf der die Video-Dokumentation "15 Jahre Versengold. Das Jubiläumskonzert live in Hamburg" (mit 28 Songs) aus dem Jahr 2018 festgehalten ist. Zusätzlich sind Merchandise-Produkte beigegeben wie ein Sturm-Feuerzeug, eine Kette mit Anhänger sowie ein Schnapsglas.

Die Box bietet eine Menge handgemachte Musik, die spritzig vorgetragen ist und mit ironischen Texten daherkommt. Thematisch kreisen die schnellen Tanzlieder und kratzigen Balladen vor allem um den rauen Norden, das Meer, mittelalterliche Trinkgelage, Berichte historischer Ereignisse und Liebesbeziehungen. Dabei werden hin und wieder gesellschaftskritische Anspielungen eingeflochten, die sich auf die Gegenwart beziehen.

Die Konzertaufzeichnung aus dem Jahr 2018 zelebriert die fünfzehnjährige Bandgeschichte mit einer Querschnittsauswahl von eigenen Liedern vor großem Publikum. Die Fans singen mit und tanzen ausgelassen. Eine Reihe von Gastmusiker:innen wird auf der Bühne begrüßt. Live funktioniert die Musik von Versengold offensichtlich sehr gut, nicht zuletzt, weil sie professionell und schwungvoll präsentiert wird - allerdings ohne viel Drumherum. Nur die Musiker:innen, ihre Instrumente und die Freude stiftende Performance.


High-End-Sound im KKI




Wir sind verliebt... in unsere "neuen" High-End-Boxen der Firma Ohm (NY/USA). Genau genommen sind sie gar nicht mal so neu (Baujahr 1975!), aber sie klingen immer noch fantastisch! Ein unglaublicher Genuss für die Ohren und ein wahrer Referenz-Sound! Wir sind zu Tränen gerührt. Zudem sind diese hölzernen 360-Grad-Lautsprecher auch noch ein Blickfang. Herrlich!


Kooperation mit dem Bremer Musikverlag/Label Fuego




Seit jeher sind wir mit dem Bremer Musikverlag/Label Fuego freundschaftlich verbunden, das von Friedel Muders betrieben wird. Nun intensivieren wir unseren Austausch und kooperieren bei zwei eBook-Projekten. Zum einen wird der erste (englischsprachige) Band unserer "Bremer Beiträge zur Popularmusik-Forschung" demnächst bei Fuego erscheinen unter dem Titel "Toddlers/Children's Songs. The Popular Music of the Youngest?". Zum anderen planen wir für 2024 die Wiederveröffentlichung der "Geschichte der Popmusik" (2 Bände), welche von den drei Archivgründern (Kuhnke, Miller & Schulze) zuletzt 1998 über Bear Family Records publiziert worden ist.


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Januar 2023



Hotcha Trio: "Polly Wolly Doodle. The Best of Hotcha Mouth-Organ-Trio" (Kompaktkassette, Cross [ohne Jahr])

Skurrile Musik und ein unauffindliches Album stehen dieses Mal im Mittelpunkt. Das "Hotcha Trio" aus den Niederlanden war vor Jahrzehnten mit heiterer Mundharmonika-Musik bzw. musikalischer Clownerie ziemlich erfolgreich. Inspiriert von Mundharmonika-Star Borrah Minevitch und seiner Gruppe "The Harmonica Rascals" startete die Formation 1938 in Rotterdam unter dem Namen "5 Hotchas", damals noch zu fünft.

Als die Gebrüder Wim und Cor Belder 1949 nach Australien auswanderten, verblieben Joop Heijman (Solo-Mundharmonika), Geert van Driesten (Bass-Mundharmonika) und Eddie Sernee (Vineta bzw. Akkord-Mundharmonika), die fortan das Hotcha Trio bildeten. In den folgenden Jahren wechselten die Bass-Mundharmonika-Spieler einige Male durch, das Trio bestand jedoch noch bis 1970. Die Hochphase des Hotcha Trios war in den 1950er Jahren. Zu dieser Zeit galten sie als "Nederlands Populairste Artiesten". Sie nahmen zahlreiche Platten auf, machten Welttourneen, hatten Auftritte in Varieté-Shows und im Fernsehen sowie Gastrollen in diversen Filmen und lukrative Werbeverträge.

Das Label Philips vermarktete das Trio auch im deutschsprachigen Raum, indem es die Mundharmonika-Virtuosen Kinder- und Volkslieder sowie Schlager instrumental vertonen lies (z.B. Blumenwalzer, Wiener Blut oder Du liegst mir am Herzen). Mitunter stellte man den Dreien eine namenlose "rhythmische Begleitung" zur Seite, das heißt einen Kontra- oder E-Bass und ein Schlagzeug. Stilistisch deckte das Trio ein breites Spektrum ab und versuchte sich ebenso an Rock'n'Roll-, Country- sowie Latin-Stücken. Stets waren die Uptempo-Arrangements schmissig, humorvoll und tanzbar.

Das KKI hat eine Original-Kompaktkassette im Archiv, die eine Best-of-Auswahl des Trios präsentiert. Leider gibt das Fundstück wenig Informationen preis. Das Erscheinungsjahr ist unklar (vermutlich irgendwann in den 1980er Jahren). Immerhin erfährt man, dass die Kassette in Deutschland produziert bzw. erschienen ist. Zum ausgewiesenen Musiklabel namens "Cross" ist allerdings nichts zu finden. Das Album taucht in keiner Diskographie des Trios auf. Der verknappte Hinweis "Trad. Bearb. J. Sprangers" lässt erahnen, dass es sich dabei um den Namen eines externen Arrangeurs handeln könnte. Das Erscheinungsbild der Kassette ist lieblos und deutet auf eine kostensparende Produktionsweise hin. Die Musik selbst ist ein Reinhören dennoch wert.


Studie zur Don Quijote - Rezeption im Jazz




Prof. Dr. Hans Christian Hagedorn, ein Nutzer unseres Archivs, der als Germanist bzw. Literaturwissenschaftler in Spanien forscht und lehrt, hat uns die Ergebnisse seiner Recherche zur Verfügung gestellt. Gerne weisen wir an dieser Stelle auf seine englischsprachige Studie zur Don Quijote (Cervantes) - Rezeption im Jazz hin. Sie ist unter folgendem Open-Access-Link einsehbar: https://analescervantinos.revistas.csic.es/index.php/analescervantinos/article/view/511


Trauer um Kollegen Hubert Notzon




Am 12. Januar erreichte uns die traurige Nachricht vom unerwarteten Ableben unseres lieben Kollegen Hubert Notzon. Seit mehr als 20 Jahren war er der "gute Geist" an der Pforte des Fachbereichs Musik in der Hochschule für Künste Bremen. Wir haben ihn täglich gesehen und immer mal einen Klönschnack abgehalten. Er war stets verbindlich und hilfsbereit. Wir vermissen ihn und erinnern uns an die Vergänglichkeit des Lebens.





[Jahrgang 2022]


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Dezember 2022



Willi Bucher & Klaus Pohl (Hg.): „Schock und Schöpfung. Jugendästhetik im 20. Jahrhundert“, hrsg. im Auftrag des Deutschen Werkbundes e.V. & des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart, Darmstadt & Neuwied: Hermann Luchterhand Verlag 1986.

In diesem Buch zur gleichnamigen Ausstellung wird Jugend als vielschichtiger Themenkomplex verhandelt. Beeindruckend ist, dass Mitte der 1980er Jahre bereits eine derart differenzierte Sicht auf Jugendlichkeit in (West-)Deutschland möglich war. Der umfangreiche Band (436 Seiten) versammelt viele kurze Texte und unzählige Fotos von diversen Autor:innen und Fotograf:innen.

„Das Sehen ist der Ausgangspunkt dieses Projekts“ (S. 9), schreiben die Herausgeber bzw. Ausstellungsmacher. Sie betrachten das Phänomen Jugend von mehreren Seiten und vermeiden Bewertungen. „Das Projekt will […] versuchen, dem ,Gegenstand‘ seine ursprüngliche Faszination zu lassen. Ästhetik meint hier im ganz ursprünglichen Sinn: Zeigen und Schauen. Nicht die Geschichte der Jugend(-kulturen) allgemein soll nachgezeichnet werden, sondern ihre ästhetischen Ausdrucksformen, ihre Bedeutung und die Geschichte ihres Gebrauchs. Nur insofern stehen ,Exoten‘ im Mittelpunkt. Um sich aber nicht in der Sinnlichkeit dieser Phänomene zu verlieren, ist es notwendig, den ,normalen Umgang‘ mit den Dingen, den Umgang mit den ,normalen Dingen‘ in die Betrachtung mit hinein zu nehmen. Die ,normalen Jugendlichen‘ wie die ,Erwachsenenwelt‘ werden als Kontrast für eine Darstellung benötigt, die der ästhetischen Abweichung Sinn unterstellt und die subkulturellen Phänomene als einen ästhetischen Reflex, als eine Antwort auf die Notwendigkeiten und spezifischen Problemkonstellationen ihrer Zeit begreift.“ (S. 9)

Das Buch zur Ausstellung beginnt mit den 1980er Jahren und arbeitet sich von dort Jahrzehnt für Jahrzehnt zurück bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Selbstverständlich spielt Populäre Musik dabei eine wichtige Rolle. Angefangen mit Punk und Techno der achtziger Jahre, über Rock- und Popmusik der siebziger, Beat- und Schlagermusik der sechziger, Rock’n’Roll der fünfziger und Swingmusik der zwanziger, dreißiger und vierziger Jahre. Selbst Volks- und Arbeiterlieder zwischen 1900 und 1920 werden thematisiert.

Was das Buch sehr schön aufzeigt, ist die enge Verbindung von Musik, Bildender Kunst und Mode bzw. Fashion, aber auch die übergeordnete historische Kontextualisierung mit ihren vielfältigen politischen und sozialen Querverweisen kommt keineswegs zu kurz. Oder wie es der Klappentext prägnant zusammenfasst: „… von Wandervögeln und Punks, von Wilden Cliquen und Blumenkindern, von Bündischen und Antiautoritären, und vielem anderen mehr“.


Zwischen Weihnachten & Neujahr geschlossen




Das KKI ist vom 24. Dezember 2022 bis 1. Januar 2023 geschlossen. Am 2. Januar öffnen wir wieder unsere Pforten. Wir wünschen allen besinnliche Weihnachtstage sowie einen entspannten Jahreswechsel. Man sieht/hört sich im neuen Jahr!


Neue Video-Reihe zur Geschichte des KKI




Ulrich Duve war von 1991 bis 2021 Leiter und Geschäftsführer des Klaus-Kuhnke-Archivs für Populäre Musik. Am 7. August 2009 war er zu Gast in der Bremer Regional-TV-Show "Talk am Freitag Live". Dort berichtete er über das Klaus-Kuhnke-Archiv und stellte einige Exponate vor.
https://youtu.be/bzo2W3opasA


Wiederaufnahme der Kooperation mit dem Bremer Stattreisen e.V.




Der Bremer Stattreisen e.V. bietet alternative Stadtführungen für Einheimische und Tourist:innen. Coronabedingt lag unsere Kooperation zwei Jahre lang auf Eis. Seit Dezember 2022 veranstaltet der Stattreisen e.V. eine neue Tour durch Bremen namens "Verborgene und besondere Orte". Neben dem Tischlerei-Museum wird dabei auch das KKI besucht. Wir freuen uns über das Wiederaufleben der Zusammenarbeit sowie auf viele interessierte Gäste. Die Führungen finden einmal pro Monat an einem Samstagvormittag statt (an jedem dritten Samstag).
Mehr Infos dazu hier: https://www.stattreisen-bremen.de/stadtfuehrungen/thema/auflistung/verborgene-und-besondere-orte/verborgene-orte.html


Nikolaus-Musik-Börse am 6. Dezember
im Foyer der Hochschule für Künste (Fachbereich Musik)




Am Dienstag, dem 6. Dezember, verkauft das KKI eine Auswahl seiner Archiv-Doubletten. Im Zeitraum von 10 bis 16 Uhr kann man auf Schnäppchenjagd gehen. Eine gute Gelegenheit, Weihnachtsgeschenke zu finden.


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ November 2022



"Jazz und alte Musik" (Vortrag mit Musikbeispielen, Vinylplatte, Telefunken 1957)

In Zeiten des Internets sind musikbezogene Erklärvideos oder -podcasts omnipräsent. Das war in den 1950er Jahren noch ganz anders. Damals lieferten neben Büchern und Zeitschriften vor allem Radiosendungen musikrelevante Informationen. In einigen wenigen Fällen waren es Schallplatten, auf denen Musik erklärt wurde.

Ein Beispiel dafür ist diese 10-Zoll-Vinylplatte mit dem Titel „Jazz und alte Musik“, die einen Vortrag mit Musikbeispielen enthält. Sie ist 1957 in der Aula der Hamburger Schule am Mittelweg aufgenommen und im selben Jahr auf dem Label Telefunken veröffentlicht worden. Die beiden Vortragenden sind der Jazzjournalist/-publizist Joachim-Ernst Berendt und der Musikwissenschaftler Dr. Joachim Tröller, ein Experte für Alte Musik. Die Musikbeispiele stammen vom Wolfgang Lauth Quartett, einem Jazzquartett um den Pianisten Wolfgang Lauth, mit Werner Pöhlert an der halbakustischen E-Gitarre, Peter Trunk am Kontrabass und Joe Hackbarth am Schlagzeug. Eine namenlose „Schülerin der Musikhochschule Mannheim“ liefert die improvisierten Cembalo-Passagen.

Die Live-Aufnahme bietet „mit ihren knapp 40 Minuten einen Ausschnitt aus einer zweistündigen Veranstaltung“, bei der auch „Lichtbilder“ gezeigt wurden, welche auf der Platte aber selbstverständlich nicht zu sehen sind. Mit dieser Veranstaltung tourten die beiden Vortragenden und die Musiker:in damals durch deutsche Universitäten und Schulen – und zwar mit der Intention, sowohl Jazz als auch alte Musik (zu der Zeit noch klein geschrieben) der Bevölkerung näher zu bringen. Freilich standen die Gemeinsamkeiten der beiden Musiktraditionen dabei im Vordergrund: Improvisation, Bassmotivik, Geistlich-Weltliche Volksmelodien, durchgehender Rhythmus, tonale Kolorierungspraxis etc.

Allerdings legen die beiden Vortragenden Wert darauf, dass es nicht darum gehe, die jeweils andere Musiktradition mit dem Aufzeigen der Parallelen zu rechtfertigen oder künstlerisch aufzuwerten. Vielmehr sollen musikhistorische und musikanalytische Fakten geliefert werden, um ein besseres Verständnis von Jazz sowie alter Musik zu befördern.

Das Wolfgang Lauth Quartett spielt fünf Stücke, die man heutzutage dem sog. Cool Jazz zuordnen würde, darunter zwei Kompositionen von Wolfgang Lauth selbst sowie jeweils eine von Fats Waller, Meade Lux Lewis und John Lewis. Neben den kurzen Passagen, in denen die Cembalo-Studentin die Generalbass-Spielpraxis demonstriert, wird auch ein Hörbeispiel präsentiert, das einen Mitschnitt aus dem Gottesdienst einer afro-amerikanischen Gemeinde in Harlem/New York erklingen lässt.

Der gesamte Vortrag ist im zeittypischen, pathetisch-übertonten Sprechstil der 1950er Jahre gehalten und verwendet viele Male das N-Wort, um die afro-amerikanischen Anteile der Jazztradition zu kontextualisieren. Das mag in unseren Ohren unangemessen klingen, entsprach jedoch dem Zeitgeist und lässt an keiner Stelle abwertendes bzw. rassistisches Gedankengut erkennen. Im Gegenteil: Es geht gerade darum, die Bedeutung des Beitrags von Afro-Amerikaner:innen für die Entwicklung des Jazz zu würdigen. Insofern handelt es sich bei diesem hörenswerten Zeitdokument um ein frühes Beispiel für sog. interkulturelle Musikvermittlung.


MuWi-Praktikantin im November/Dezember




Maren Speer, eine Musikwissenschaftsstudentin von der Universität Bremen, absolviert im November/Dezember ein studienbegleitendes vierwöchiges Praktikum im KKI. Sie ist im 7. Fachsemester ihres Bachelorstudiums und unterstützt das KKI-Team bei der Arbeit im Archiv. Wir sind dankbar für ihre Mitwirkung und gewähren ihr gerne Einblicke in unseren Arbeitsalltag. Studentische Praktikant:innen sind jederzeit herzlich willkommen.


Das KKI macht Herbsturlaub vom 14. bis 20. November




Wir nehmen uns eine Woche frei und sind am 21. November wieder regulär erreichbar. Wir wünschen allen entspannte Tage.


Teilnahme & Vortrag am 11./12. November bei der Tagung der IASA-Ländergruppe Deutschland/Schweiz zum Thema "Ethnografische Audio-/audiovisuelle Sammlungen und ihre Herausforderungen"




Der ehemalige Leiter des Klaus-Kuhnke-Archivs (Ulrich Duve) und der neue Leiter des Klaus-Kuhnke-Instituts (Nico Thom) haben an der Jahrestagung der Ländergruppe Deutschland/Schweiz der International Association of Sound and Audiovisual Archives (IASA) in Freiburg/im Breisgau teilgenommen. Die hybride Veranstaltung wurde vom Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) der Universität Freiburg ausgerichtet. Ulrich Duve nahm seinen Abschied von der Funktion des Vorsitzenden der IASA-Ländergruppe und wurde mit herzlichen und dankbaren Worten bedacht. Nico Thom hielt einen Vortrag zum Thema "Aus (nord-)westlicher Sicht? Die quasi-ethnologischen Tonträger-Sammlungen des Bremer Klaus-Kuhnke-Instituts für Populäre Musik", in dem er einer ethnologischen Perspektive auf (Populäre) Musik eine systemtheoretische gegenüberstellte.


Internationale Online-Tagung zum Thema:
"Toddlers/Children's Songs - The Popular Music of the Youngest?"
am 4. November 2022




Am Freitag, dem 4. November 2022, veranstaltet das KKI im Zeitraum von 12 bis 16 Uhr eine Online-Tagung, die sich mit dem noch relativ unerforschten Themenkomplex "(Klein-)Kinderlieder" auseinandersetzen wird. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern derartige Lieder als Populäre Musik zu verstehen sind. Den ausführlichen Call for Papers gibt es hier: CfP_Kinderlieder.pdf
Über die Plattform Zoom werden die Vorträge und Diskussionen im Internet zu verfolgen sein.
Anmeldungen zur kostenfreien Teilnahme bitte an folgende Email-Adresse senden: kontakt@klaus-kuhnke-institut.de

Das Tagungsprogramm:

Erster Block (12:00-13:15 Uhr)
12:00-12:10 Uhr _ Eröffnung & Grußworte
12:10-12:40 Uhr _ Nico Thom (Bremen/Deutschland):
"The varity of popular toddlers/children's songs - An overview with examples from the German-speaking area"
12:40-12:45 Uhr _ Umbaupause
12:45-13:15 Uhr _ Shelley Brunt & Liz Giuffre (Melbourne & Sydney/Australien):
"Popular music and parenting"

13:15-13:30 Uhr _ 15 Minuten Pause & Online-Café

Zweiter Block (13:30-14:35 Uhr)
13:30-14:00 Uhr _ Ariane Diniz Holzbach & Jackeline da Costa (Rio de Janeiro/Brasilien):
"Mundo Bita feat. Brazilian Popular Music - Reflexions around musical quality in songs aimed at children"
14:00-14:05 Uhr _ Umbaupause
14:05-14:35 Uhr _ Andrew Snyder (Lissabon/Portugal):
"Expat migration and baby music classes in an internationalizing Lisbon"

14:35-14:50 Uhr _ 15 Minuten Pause & Online-Café

Dritter Block (14:50-16:00 Uhr)
14:50-15:20 Uhr _ Ruth Barratt-Peacock (Jena/Deutschland):
"The 'child' in children’s popular music research - A social constructionist view on childhood in kiddy metal"
15:20-15:25 Uhr _ Umbaupause
15:25-15:55 Uhr _ Tobias Marx (Erfurt/Deutschland):
"Music for children - Musical, pedagogical and social perspectives"
15:55-16:00 Uhr _ Verabschiedung


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Oktober 2022



Frank Wonneberg: "Red Zappa. 1967-1993. On Vinyl Behind the Iron Curtain. Frank Zappa and the Mothers of Invention. A Real Discography"
(Limitierter Fake-Kunst-Kalender, Eigenverlag: 2019, Serie Z, Nr. 43/100)

Frank Wonneberg bewegt sich seit Jahrzehnten zwischen den Künsten Musik, Graphik und Literatur. Aus einer ostdeutschen Musikerfamilie stammend erlernte er zunächst das Handwerk des Schriftsetzers, studierte dann Musikwissenschaft sowie Kulturgeschichte und arbeitete viele Jahre als Graphiker in der Verlagswelt, wo er Zeitschriften mitgestaltete, und im Musikbusiness für Plattenlabels, Musikveranstalter sowie Rockbands, für die er Plattencovers und Plakate entwarf. Zwischenzeitlich betrieb er außerdem einen Mailorder für Vinylschallplatten und brachte eine Zeitschrift namens "Living Vinyl" heraus. Mit seinem "Vinyl-Lexikon" trat er im Jahr 2000 erstmals als Buchautor in Erscheinung. Es folgten weitere überarbeitete Auflagen seines Schallplatten-Standardwerkes sowie das Buch "Grand Zappa" (2010) über den US-amerikanischen Musiker Frank Zappa (1940-1993).

Im Jahr 2019 publiziert Wonneberg dann einen limitierten Fake-Kunst-Kalender, der sich ebenfalls mit Frank Zappa auseinandersetzt. Darin bildet er die Covers von Vinylplatten ab, die der sagenumwobene Musiker angeblich hinter dem "Eisernen Vorhang" veröffentlichen konnte. Wonneberg fabuliert von "unbekannten Tonträgern aus dem ehemaligen Ostblock" bzw. von "raren Lizenzausgaben kommunistischer Schallplattenfirmen", die in einem mysteriösen Pappkarton aus dem Nachlass des schweizerischen Sammlers Beat Rupp verpackt gewesen und im Archiv der Varèse-Zappa-Gesellschaft in Basel gelagert worden seien. Wonneberg habe 2018 das Archiv besucht und dabei diese Platten zufällig entdeckt.

Die fiktive Story ist im Kalender ausgeführt und mit allerlei Details gespickt, welche sie realistisch erscheinen lassen. Dennoch handelt es sich um ein amüsantes Spiel mit der Wahrheit, das allerdings Eingeweihte und Zappa-Kenner als Fantasie bzw. Sammler-Traum des Künstlers entlarven können. Mit einem neorealistischen Ansatz "faksimiliert" Wonneberg "ein knappes Dutzend überaus seltener […] Langspielplatten sowie eine Single". Neben dem jeweiligen Frontcover wird auch die A-Seite des Tonträgers gezeigt. Die Bildunterschriften beinhalten Angaben zum Erscheinungsjahr, der Katalognummer, zum Ursprungsland und der Plattenfirma in der jeweiligen Landessprache. Zudem gibt es die Matrizennummer, die Angaben zur Originalaufzeichnung bzw. zum Lack-Umschnitt, zum Hersteller, zur Quelle der Tonaufzeichnung, zum Medien-Format, zur Vinylqualität, Grammatur und zum Prädikat aus Sicht des Sammlers. Alles erfunden natürlich!

Angeblich seien die abgebildeten Zappa-Platten in Albanien, Bulgarien, China, Kuba, der Tschechoslowakei, in Ostdeutschland, Ungarn, Nordkorea, Polen, Rumänien, der Sowjetunion und in Jugoslawien erschienen. Entsprechende Monopol-Labels wie Amiga, Supraphon oder Balkanton hätten die Vinyls mit staatlicher Genehmigung unters Volk gebracht. Und tatsächlich wirkt die Illusion durch Wonnebergs täuschend echte Nachbildungen der Label-Designs und -Ästhetiken. Nur Muttersprachler bzw. Fachleute erkennen kleine Fehlerchen bei den landestypischen Schreibweisen. Da Frank Zappa mehr als zwölf Alben veröffentlicht hat, musste Wonneberg eine Auswahl treffen, die einen Querschnitt durch Zappas Werk liefert. In jedem Falle ist das Original wiederzuerkennen, wenngleich es verfremdet dargestellt ist. Hier paart sich gelungenes Kunsthandwerk, Sachkenntnis und verschmitzter Humor. Eine Freude – nicht nur, aber vor allem für Zappa-Fans.


Das KKI war beim Jahrestreffen des Archivnetzwerk Pop in Leipzig




Am 26. Oktober trafen sich die Mitglieder des Archivnetzwerk Pop nach zwei Jahren Corona-Pause wieder. Dieses Mal lud das Deutsche Musikarchiv in Leipzig ein. Es wird von Ruprecht Langer geleitet und ist Teil der Deutschen Nationalbibliothek. Das KKI ist seit Jahren Mitglied des Netzwerks, einem deutschlandweiten Zusammenschluss von Archiven, die sich schwerpunktmäßig mit Populärer Musik auseinandersetzen. Geplant ist eine Intensivierung der Zusammenarbeit.
https://www.archivnetzwerk-pop.de


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ September 2022



Stephan Heimbecher: "Maxell Mini-Lexikon Rock, Pop, Hip Hop & Co"
(Sonderausgabe für die Maxell Deutschland GmbH in Meerbusch, München: Compact Verlag 1999)

Beurteile niemals ein Buch nach seinem Einband. Oder: Never judge a book by its cover. Mit diesem internationalen Sprichwort im Hinterkopf soll dieses Mal ein Blick in ein kleinformatiges Werbe- bzw. Kundengeschenk der Firma Maxell gewagt werden. Das weltweit operierende Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Japan und diverse Niederlassungen im Ausland, unter anderem in Deutschland. Zu den Produktlinien zähl(t)en Batterien und Speichermedien wie Kassetten, Tonbänder, Disketten, Videobänder, CD- und DVD-Rohlinge, aber auch iPod-Zubehör sowie Fernbedienungen, Mikrofone, Kopfhörer, Soundbars und Beamer. Maxell ist wiederum ein Tochterunternehmen von Hitachi, einem Global Player und internationalem Technik-Mischkonzern mit Wurzeln in Japan.

Offenbar hat Maxell vor der Jahrtausendwende den deutschen Compact Verlag damit beauftragt, ein außergewöhnliches Präsent für Kunden und Geschäftspartner im deutschsprachigen Raum zu produzieren, das handlich ist und Fakten zur Populären Musik in geraffter Form bereithält. Auf immerhin 255 Seiten werden Musiker:innen und Bands von ABBA bis ZZ Top aufgelistet und mit kurzen Einträgen beschrieben. Dazwischen finden sich prägnante Informationen zu musikalischen Termini, bspw. zu Begriffen wie A Capella oder Disco. Querverweise ordnen zudem einzelne Künstler:innen entsprechenden Bands zu, bspw. Kurt Cobain zu Nirvana oder Steve Nicks zu Fleetwood Mac.

Stilistisch hält das Büchlein, was es verspricht: Es behandelt den Mainstream Rock und Pop der 1960er bis 1990er Jahre und wartet darüber hinaus auf mit vereinzelten Einträgen zu Hip-Hop-Künstler:innen wie Grandmaster Flash and the Furious Five, Salt'n'Pepa oder Run D.M.C.. Besonders häufig vertreten sind Künstler:innen, die in den 1990er Jahren die Charts dominiert haben. Wie üblich in derartigen Lexika, werden in erster Linie US-amerikanische und britische Artists vorgestellt. Man findet jedoch auch Einträge zu deutschen Musiker:innen und Formationen, bspw. zu Nena, Udo Lindenberg oder den Fantastischen Vier.

Obwohl man beim Durchblättern auf viele berühmte Namen stößt, lassen sich hin und wieder auch einige weniger bekannte Sänger:innen oder Gruppen (wieder-)entdecken. Können Sie sich bspw. noch an Pat Benatar erinnern? Dazu kann man nachlesen: "Pat Benatar (Patricia Andrzejewski, * 10.1.52) startete 1975 zunächst als Cabaretperformerin, bevor sie 1978 auf Rock umstellte. Fortan lieferte die Sängerin mit der angerauhten [sic!] Stimme mit Songs wie Fire And Ice (1981), Shadows Of The Night (1982) und Love Is A Battlefield (1984) zahlreiche Hits ab" (S. 25).

Das Cover des Miniatur-Lexikons ist eine graphische Katastrophe und nichts für Leute mit Sehschwäche (man kann nur vermuten, welche Band und welcher Solo-Gitarrist darauf abgebildet sind). Zudem ist die Schreibweise des Buchtitels grammatisch falsch. Auch der Text selbst weist einige orthographische Fehler auf (vergleiche das Zitat oben) – und das, obwohl drei Redakteure namentlich angegeben sind. Ein liebloses Erscheinungsbild also, hinter dem sich aber ein erstaunlich informationsdichtes Nachschlagewerk(chen) verbirgt, das nur zwei Daumen breit und hoch ist.


Neue Video-Reihe unter dem Titel "Sachverständige Meinung(en) - Verständnisse von Populärer Musik"




Mit einer neuen Video-Reihe beleuchtet das KKI Verständnisse von Populärer Musik und befragt dazu Expert:innen.
Erster Gast ist der Gitarrist und Komponist Daniel Stelter (geb. 1977 in Wiesbaden/Deutschland). Seit Jahren zählt er zu den gefragtesten und vielseitigsten Live-, Studio- und TV-Musiker:innen in Deutschland. Er hat mit vielen bekannten Künstler:innen aus den Bereichen Jazz, Pop, Weltmusik und Klassik zusammengespielt, in mehreren TV-Shows mitgewirkt sowie einige Alben unter eigenem Namen veröffentlicht.
Alles Weitere erfährt man im folgenden Interview:
https://youtu.be/7svisw2nwPI


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ August 2022



Peter Sempel: "Nina Hagen. Punk + Glory"
(DVD, CreArtive Film, Neuer Director’s Cut 2005)

Wer eine konventionelle Musik-Dokumentation im Stile einer Künstlerinnen-Biografie erwartet, wird von diesem selbstbetitelten „Musikfilm“ enttäuscht sein. Die aus der DDR stammende Musikerin Nina Hagen, die heute weltweite Verehrung genießt, wird vielmehr in avantgardistischen Bewegtbildern präsentiert. Der australisch-deutsche Filmemacher Peter Sempel veröffentlichte sein experimentelles „Portrait in Collageform“ (so der Hüllentext) erstmals 1999. Im Jahr 2005 hat er dann einen neuen Director’s Cut herausgebracht, um den es an dieser Stelle geht.

Der Film beginnt damit, die Vielseitigkeit der Künstlerin herauszustellen. Nina Hagen singt traditionelle indische Ragas, italienische Opernarien und französische Chansons. Neben ihrer Muttersprache Deutsch spricht sie über weite Strecken auf Englisch in die Kamera. Das polyglotte Setting wird durch Szenen in New York, Paris, Hamburg und Delhi verstärkt, um nur einige Drehorte zu nennen. Über einen Zeitraum von 20 Jahren hat der Filmemacher die berühmte Exzentrikerin begleitet, die sich immerzu im Performance-Modus zu befinden scheint.

Ständig schneidet sie Grimassen, spielt mit den vielfältigen Ausdrucksweisen ihres beeindruckenden Stimmumfangs, läuft ziellos hin und her, äußert esoterische Sentenzen wie „I’m jewish-indian-buddha-voodoo“ und bewegt sich lasziv in figurbetonten Outfits. Der Umstand, dass sie im Verlauf des Films mit schwarzen, grünen, blonden, roten sowie rosafarbenen Haaren bzw. Perücken zu sehen ist und dabei stets stark geschminkt und schmuckbehangen auftritt, unterstreicht ihr permanentes Bedürfnis nach Rollenwechseln und großen theatralischen Gesten.

Obwohl sie oft und lange in Nahaufnahmen zu beobachten ist und sie dabei einigermaßen frei und ungezwungen wirkt, hat man dennoch den Eindruck, nicht hinter ihre Fassade blicken zu können, also eigentlich wenig über sie zu erfahren. Es hat den Anschein, als wäre sie in ihrem neurotischen Image gefangen, als müsste sie es um jeden Preis bedienen, um interessant zu bleiben, ungreifbar, entrückt. Selbst in vermeintlich intimen Szenen, in denen sie sich verletztlich gibt, etwa wenn sie auf dem Boden sitzend Schuberts Ave Maria unbegleitet und mit zittriger Stimme ins Dunkel haucht, ist ihr unbedingter Wille zur Inszinierung spürbar. Auf die Frage des Filmemachers, was denn ihre Lieblingsoper sei, antwortet sie nur lakonisch: „the opera of my life“.

Zwar ist Nina Hagen für ihren opernhaften Gesang bekannt, gleichwohl hat sie sich den Nimbus der „Godmother of Punk“ erworben. Auf diesen globalen Ruhm scheint der Titel des Films anzuspielen („Punk + Glory“). Es kommen einige Stars aus der internationalen Musik- und Filmwelt zu Wort, die sie rühmen. Neben Udo Lindenberg und Otto Waalkes sind beispielsweise Wim Wenders, Anthony Kiedis (Sänger der Red Hot Chili Peppers) oder Lemmy Kilmister (Frontmann von Motörhead) voll des Lobes für die unangepasste Frau, welche sie für ihre kompromisslose Kunst und ihr gesellschaftspolitisches Engagement schätzen.

Auffällig ist jedoch, dass sie allesamt ihre Attraktivität erwähnen. Offenbart sich hier eventuell ein männlicher Blick auf die „feministische Revolutionärin“ (Udo Lindenberg), nicht zuletzt weil ein Mann den Film gemacht hat? Vielleicht in Teilen. Vordergründig bleibt aber der Respekt für ihre Bühnenpräsenz, ihren Witz und ihre spielerische Art im Umgang mit Geschlechterrollen. Insofern verwundert es nicht, dass auch einige begeisterte O-Töne aus der transsexuellen Community zu vernehmen sind.

Der Film verzichtet auf ein genuines Narrativ, einen roten Faden. Es bleibt der/dem Zuschauer:in überlassen, sich eine Meinung zu bilden. So gibt es zum Beispiel einige Szenen, in denen Nina Hagen in ihrem privaten Zuhause mit ihren Kindern Cosma Shiva und Otis zu erleben ist. Dabei irritiert es mitunter wie sie vor der Kamera posiert, während im Hintergrund ihre Kinder gelangweilt warten müssen. Die Ästhetik des Films ist jedoch auf kurze persönliche Eindrücke ausgerichtet, die angereichert werden mit Landschafts- und Straßenszenen, Bildern von Tieren und vorbeiziehenden Menschen. Es geht um das Dazwischen, um Übergänge und Uneindeutiges. Wenn man es sich einfach machen will, könnte man behaupten, es sei eben ein Kunstfilm. Er endet jedenfalls mit dem vielsagenden Ausspruch seiner Protagonistin: „Ich benutz' das alles als Spiel“.

Nichtsdestotrotz erfährt man etwas über Nina Hagen, was eine herkömmliche Dokumentation in dieser Form wahrscheinlich nicht herausgearbeitet hätte. Nämlich wie breit das Spektrum ihres künstlerischen Schaffens tatsächlich ist; dass Nina Hagen weit mehr ist als eine Vorreiterin der Punk-Bewegung. Dezente Anspielungen auf singende Schauspielerinnen wie Zarah Leander, Marlene Dietrich und ihre eigene Mutter Eva-Maria Hagen stehen neben musikstilistischen Verweisen auf Funk, Disco, Rap und Oper sowie auf die gesamte Rockgeschichte. Der minimalistische Soundtrack des Films bildet den Klangteppich für viele extravagente Beispiele aus Nina Hagens musikalischem Œuvre, die ergänzt werden durch nicht weniger spezielle Musikeinspielungen von Bands wie den Einstürzenden Neubauten, Yello oder Tulip, die singende Tulpe.


Das KKI macht Sommerurlaub vom 8. bis 21. August




Wir gönnen uns zwei Wochen Schließzeit. Ab 22. August sind wir wieder regulär erreichbar. Wir wünschen allen erholsame Sommertage mit viel guter Musik!


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Juli 2022



"Black Europe. The Sounds and Images of Black People in Europe pre-1927",
Compilation Box, Deluxe Edition mit 2 Hardcover-Büchern und 45 CDs, hrsg. von Jeffrey Green, Rainer E. Lotz & Howard Rye, unter Mitwirkung diverser Autor:innen, limitierte Auflage: Nr. 251 von 500, Holste: Bear Family Records 2013.

Manche Publikationen verursachen bewunderndes Kopfschütteln. Staunend betrachtet man sie und fragt sich, wer auf die irrsinnige Idee für so ein Mammutprojekt gekommen ist und dann auch noch den Schneid hatte, es in die Tat umzusetzen. Zumal für wen? Wer kauft ein derartiges Special-Interest-Objekt mit 7 Kilogramm Gewicht für einen stolzen Ladenpreis von 2000 Euro?

Respekt gebührt in erster Linie Rainer E. Lotz, dem in Fachkreisen bekannten deutschen Musiksammler und Privatforscher, der gemeinsam mit einigen Mitstreiter:innen eine Deluxe Box mit sage und schreibe 600 Buchseiten (2 x 300), 1244 Tracks auf 45 CDs (Gesamtspielzeit knapp 57 Stunden) sowie 2000 farbige Abbildungen (Fotografien, Plakate und Filmszenen) zusammengetragen und ausgewertet hat. Das bei Bremen ansässige Plattenlabel Bear Family Records hat das ökonomische Risiko getragen und die extrem aufwändig gestaltete Sammler:innen-Box herausgebracht – und zwar mit einer limitierten Stückzahl von nur 500 Exemplaren!

Zielgruppe für diese mit ethnologischem Feinsinn zusammengestellte Kollektion sind sicherlich große Bibliotheken, Archive und Museen gewesen. Da alle Texte in englischer Sprache verfasst worden sind, richtet sich „Black Europe“ von vornherein an ein internationales Fachpublikum.

Neben der Materialdichte besteht die Besonderheit dieser großartig kuratierten Box in der historischen Eingrenzung auf die Zeit vor 1927. Die berechtigte Frage, warum gerade diese zeitliche Beschränkung, ist schnell beantwortet: Um 1927 herum wurde das vollelektrische Mikrofon erfunden, mit dem fortan die meisten Schallaufnahmen gemacht worden.

Inhaltlich beschäftigt sich dieses Pionierprojekt mit schwarzen Frauen und Männern, das heißt Menschen mit afrikanischen Wurzeln, deren Einfluss auf die Entwicklung der modernen Massenmedien (vor allem in Europa) lange Zeit übersehen worden ist. Dabei war diese marginalisierte Gruppe von Anfang an maßgeblich beteiligt bei der Entstehung der Tonträger- und Film-Industrie und wurde auf Phonographen-Zylindern, Grammophon-Platten und in den ersten Filmen (sowie in den noch jungen Printmedien) vermarktet – zumeist mit einem exotisierenden und/oder erotisierenden Impetus. „Black Europe“ zeigt anhand von mehr als 100 individuellen Biographien wie afrikanisch-stämmige Menschen um die Jahrhundertwende die Anfänge des europäischen Entertainments geprägt haben und unter welchen rassistischen Klischees sie zu leiden hatten.

Weitere Infos zur Box findet man unter diesem Link: http://black-europe.com


Bremen deklariert sich als "klangfrisch" und als "Stadt der Musik"
- zumindest im Jahr 2022




Sind die berühmten Stadtmusikanten - hier in Form eines kleinen Pappaufstellers - auch Botschafter Populärer Musik? Die "Hendrix-artige" Bassgitarre des Hundes und das Mikrofon sowie die "HipHop-eske" Bremen-Kette der Katze lassen jedenfalls hoffen. Sogar die Fußschellen des Esels wirken ziemlich folkig.



Auf der entsprechenden klangfrisch-2022-Website werden ein Plattenspieler und eine E-Gitarre als genuine Symbole Populärer Musik integriert. Vielleicht mit Ausnahme der Harfe sind ohnehin alle abgebildeten Instrumente im Jazzkontext (= Populäre Musik?) allgegenwärtig.

Für das Jahr 2022 hat sich die Stadt Bremen (in Kooperation mit Bremerhaven) einiges vorgenommen. Mit vielen subventionierten Veranstaltungen und einem offensiven Marketing werden die musikalischen Aktivitäten der Stadt (und der Region) gefördert und gewissermaßen ins Schaufenster gestellt, um das öffentliche Bewusstsein zu stärken. Dabei spielt Populäre Musik eine erstaunlich große Rolle, was uns natürlich freut. Sogar in der visuellen Darstellung wird Populärer Musik Raum gegeben, gleichberechtigt zur Klassik-Tradition der Stadt. Das ist keinesfalls selbstverständlich... man denke beispielsweise nur an das "Musikfest Bremen", das de facto ein Klassik-Fest ist. Aber wie gesagt: Es gibt Grund zur Hoffnung, dass bei den Entscheidungsträger:innen bzw. Geldgeber:innen zukünftig ein offeneres Verständnis von förderwürdiger Musik gepflegt wird. Wobei Untertitel wie der folgende alte Denkmuster weiterhin erkennen lassen: "Bremen ist inspirierend - von Hochkultur bis Subkultur". Was hohe und was niedere Kultur ist, muss aus unserer Sicht immer wieder aufs Neue verhandelt werden... am besten wählt man dafür zuerst einmal andere Begrifflichkeiten.
Mehr Infos hier: https://www.bremen.de/kultur/klangfrisch-2022#/


Neue Video-Reihe unter dem Titel "Erlesene Musikerzählung(en) - Literatur & Populäre Musik"




Das KKI widmet sich in einer neuen Video-Reihe dem Verhältnis von Literatur und Populärer Musik.
Den Auftakt bildet ein (Online-)Gespräch mit dem international renommierten Schriftsteller Hansjörg Schertenleib (geb. 1957 in Zürich/Schweiz). Er bezieht sich in seinen literarischen Texten regelmäßig auf Populäre Musik. Mitunter stellt er sie sogar ins Zentrum seiner Bücher, beispielsweise indem er über Musiker:innen und deren Lebenswelt schreibt.
Alles Weitere erfährt man im folgenden Interview:
https://youtu.be/0YKHzcn8Ih8


Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Juni 2022



Trilok Gurtu: "Usfret" (Vinyl-Platte, CMP Records: 1988)

Der indischstämmige Perkussionist, Schlagzeuger und Sänger Trilok Gurtu lebt seit vielen Jahren in Hamburg. Sein musikalischer Lebensweg hat ihn jedoch um den gesamten Erdball geführt. Unzählige Kooperationen mit Künstler*innen wie Angelique Kidjo, Salif Keita, Neneh Cherry, John McLaughlin, Joe Zawinul, Pat Metheny, Dave Holland oder Jan Garbarek belegen seine stilistische Offenheit.

1988 veröffentlichte er seine Debüt-Platte „Usfret“ beim deutschen Label Creative Music Productions (CMP) Records. Hier definierte er erstmals seine Version von sog. World Music. Neben seiner Mutter Shobha Gurtu, einer bekannten Sängerin der klassischen indischen Musiktradition, wirken auch große Namen aus dem Jazzkontext mit, die sich ebenfalls mit regionalen Spielarten von World Music auseinandergesetzt haben: z.B. der Trompeter Don Cherry, der Gitarrist Ralph Towner oder der Bassist Jonas Hellborg.

Starken Einfluss auf die Platte hatte der aus Bremen stammende Produzent Walter Quintus, der die Aufnahmen musikalisch mitgestaltete. Das markante Plattencover bzw. Artwork verantwortete der Hamburger Graphikdesigner Ulf von Kanitz, der zum Haus-und-Hof-Graphiker des CMP-Labels avancierte. Bei CMP veröffentlichten viele (internationale) Jazzstars wie bspw. Joachim Kühn, Christof Lauer, Dave Liebman, Richie Beirach oder der Cream-Bassist Jack Bruce.


Das KKI legt auf beim "Live Cooking" im Rahmen des "Open Space Domshof"
(Ende Juni bis Mitte September, alle 14 Tage, mittwochs, 18 Uhr)




Beim "Live Cooking" auf der "Open Space"-Bühne kann man nicht nur exzellenten Köchen in die Töpfe schauen und sich Tipps abholen, sondern auch gleich probieren.
Serviert werden dazu Archiv-Spezialitäten aus dem Klaus-Kuhnke-Institut. Dessen Leiter (Nico Thom) präsentiert thematisch-gebündelte Raritäten der jüngeren Musikgeschichte. Das "Live Cooking" findet von Ende Juni bis Mitte September auf dem Bremer Domshof statt, genauer gesagt an jedem zweiten Mittwoch des Monats.

An folgenden sechs Terminen ist das KKI dort zu erleben:
29. Juni, 18 Uhr - Thema: "Essen in der Populären Musik"
13. Juli, 18 Uhr - Thema: "Beat-Club & Musikladen - Zwei innovative Musik-TV-Sendungen von Radio Bremen"
27. Juli, 18 Uhr - Thema: "Bildende Kunst im Kontext Populärer Musik"
10. August, 18 Uhr - Thema: "Soul: Egal ob schwarze oder weiße Seelenmusik - jedenfalls mit funky Grooves!"
24. August, 18 Uhr - Thema: "Plus que de la chanson - Populäre französische Musik in Geschichte und Gegenwart"
14. September, 18 Uhr - Thema: "Tropical Beats? - Weltmusik, Musik der Welt und Global Pop am internationalen Tag der Tropenwälder"

Mehr Infos hier: https://osd4.de/?p=88792


Wir waren zu Gast im westendRADIO bei Windy Jacob




Windy Jacob moderiert seit vielen Jahren eigene Sendungen für das Bremer Bürgerradio

Am 16. Juni war Nico Thom, der Leiter des KKI, Studiogast bei "westendRADIO - Live aus der Kulturwerkstatt westend!" im Stadtteil Bremen-Walle. Moderiert wird die Live-Sendung, welche alle 14 Tage donnerstags von 20-21 Uhr ausgestrahlt wird, von Windy Jacob. Er arbeitet für die Kulturwerkstatt westend und gestaltet seit vielen Jahren Sendungen für das Bremer Bürgerradio "Radio Weser.TV". Eine Stunde lang unterhielten wir uns in lockerer Atmosphäre über das Klaus-Kuhnke-Institut, dessen Geschichte und Gegenwart sowie über Zukunftspläne. Nico Thom durfte die Musikbeiträge auswählen, die er allesamt aus dem Bestand des KKI-Archivs beisteuerte.
Die Sendung nachhören kann man über diesen Link: westendRADIO_16.06.2022.mp3


Pfingstmontag geschlossen... Schwein gehabt!




Blasphemie? Natürlich nicht! Unser Motto: "Ein bisschen Spass muss sein". Womit wir direkt zu einem der größten deutschsprachigen Hits überleiten können: dem gleichnamigen Titel von Roberto Blanco. Jede:r kennt das Liedchen. Das Original aus dem Jahr 1972 wurde vielfach gecovert, zum Teil sogar mit Roberto Blanco als Gast-Star. Für viel Freude sorgte bereits der Original-Video-Clip des Künstlers, worin dieser beim Schwimmen und mit freiem Oberkörper unter der Dusche gezeigt wird. Ein frühes "Meisterwerk" der deutschsprachigen Musikvideo-Tradition, lange vor MTV, VIVA & Co.


(Erstes) Fundstück des Monats aus dem KKI-Archiv _ Mai 2022



SCHALL. Musikmagazin, Nr. 17, 3 [Sommer] / 2019 (Zeitschrift aus Berlin mit 226 Seiten)

Musikbezogene Magazine sind seit jeher spannende Medienformate. Zwangsläufig filtern sie die unüberschaubare Menge an Bands und Solokünstler:innen, stellen einzelne vor, besprechen deren Veröffentlichungen sowie Konzerte, gestalten visuelle Äquivalente und schreiben im wahrsten Wortsinne (vorläufige) Musikgeschichte(n). Solche Zeitschriften haben stets den Spagat zwischen Kunst und Kommerz zu meistern, denn sie sind auf Bemusterungen von Musikfirmen (in erster Linie Major Labels) bzw. Werbekunden angewiesen, deren Produkte sie aber möglichst neutral rezensieren wollen und dabei auch noch einen eigenen künstlerischen Stil bzw. eine spezifische ästhetische Haltung erkennen lassen möchten. Eigentlich kaum machbar.

Da der Markt für Populäre Musik so unglaublich groß geworden und von niemandem mehr zu überblicken ist, ist seit Jahrzehnten eine Segmentierung zu beobachten. Früher deckten Musikperiodika wie bspw. der Rolling Stone, der New Musical Express oder die Sounds ein breites musikalisches Spektrum ab. Heutzutage ist das in der Regel anders. Da beschränkt man sich zumeist auf einzelne Musikstilistiken bzw. -genres.

Eine seltene Ausnahme bildet das in Berlin produzierte Magazin "SCHALL.", denn es tritt mit dem Impetus in Erscheinung, möglichst viele Bereiche Populärer Musik zu repräsentieren. Nicht von ungefähr nimmt das Blatt Bezug auf den wertfreien Schall-Begriff, der mit physikalischer Sachlichkeit die sich wellenförmig ausbreitenden Schwingungen umschreibt, welche vom menschlichen Gehör wahrgenommen werden können. Auch was den Umfang und das Text-Bild-Verhältnis angeht, beweist das Magazin Mut zum Nonkonformismus: Viel Text auf 226 Seiten sind wahrlich ungewöhnlich in diesen Tagen. Im Grunde könnte man sogar von einem Buch bzw. einer Buchreihe sprechen, wäre da nicht die Selbstbetitelung als Musikmagazin.

Treibender Kopf dahinter ist der Musikjournalist Christian Hentschel und ein Team von Musikredakteuren - alle männlich übrigens. Nichtsdestotrotz kommen Frauen zu ihrem Recht, sei es als Beitragsschreiberinnen, Graphikerinnen oder Musikerinnen, die präsentiert werden. Kein Herrenmagazin also, in dem es vorrangig um maskulinie Rockattitüde geht - obwohl die schon auch zu finden ist, z.B. in Beiträgen über die Bands Helloween oder Michael Schenkers Fest.

Neben diesem Gender-Faktum fällt auf, dass viel deutschsprachige Musik verhandelt wird (z.B. Ulla Meinecke oder Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen). Auch österreichische (z.B. Rainhard Fendrich oder das Duo Seiler und Speer) und schweizer Acts (z.B. Selbstbedienung) werden beleuchtet. Sogar bekannte DDR-Formationen wie die Puhdys oder Stern-Combo Meisen finden Würdigung - und das im Jahr 2019!

Stilistisch steht zwar aktuelle Rock- und Popmusik im Vordergrund - der deutschen Stoner-/Psychedelic-Rock-Band Kadavar wird die siebenseitige Titelstory gewidmet -, aber auch Elektronische Tanzmusik, Punk, Metal, Soul, Blues, Jazz und sogar Neue Musik werden thematisiert. Eine solche Vielfalt wirkt belebend und lässt die Leser:innen über den eigenen Tellerrand schauen.

Das Magazin wurde 2015 gegründet. Mittlerweile (Stand: Juni 2022) ist man bei Ausgabe 26 angekommen und es bleibt zu hoffen, dass "SCHALL." noch viele Jahre bestehen kann auf dem hartumkämpften Printmedien-Markt. Die Webpräsenz des vierteljährlich erscheinenden Musikmagazins gibt es hier zu finden: https://www.schallmagazin.de


Himmelfahrt bzw. Vater- und Brückentag




Am Donnerstag, dem 26. Mai, haben wir wegen des (gesetzlichen) Feiertags geschlossen. Was für einige sozusagen ein himmlischer Festtag ist, ist für andere Anlass, die irdischen Väter hochleben zu lassen. Da die Mitarbeiter des KKI Väter sind und Väter haben, zelebrieren auch wir die "Herren der Schöpfung" - gemäßigt natürlich. Ein kurzer Blick in unsere Archiv-Datenbank befördert einige Himmelfahrtsperlen zutage. Hier eine kleine Auswahl:

1) Da wäre zum einen "Die Himmelfahrt der Galgentoni" - eine traurig-komische Geschichte über eine Hure, die einem zum Galgen Verurteilten die letzte Ehre erweist, berührend vorgetragen von der Diseuse Gisela May. Zu finden ist das Stück in der detailreichen Buch-/CD-/DVD-Box "die may", welche 2006 von Bear Family Records in Zusammenarbeit mit der Günter Neumann - Stiftung und der Berliner Akademie der Künste herausgegeben wurde.
2) Auf einer selbstbetitelten CD der Tiroler Tanzgeiger ist die "Himmelfahrts Polka" (sic!) verewigt. Das kurze Instrumentalstück präsentiert feinste Volks- bzw. Tanzmusik aus dem Zillertal in der Besetzung für erste und zweite Geige, Harfe, diatonische Harmonika, Streichbaß und diatonisches (Osttiroler) Hackbrett. Erschienen ist die CD 1995 bei Bogner Records in Österreich.
3) Auch die Kölner Band (De) Bläck Fööss widmet sich mit dem Lied "Himmelfahrt" dem gleichnamigen Feiertag. Darin zelebrieren sie den Umstand, dass nicht gearbeitet werden muss und man gemütlich im Westerwald "Blau machen" kann. Der vielsagende Titel des Vinylalbums von 1978 lautet "Mer han 'nen Deckel" (EMI/Electrola).

Am Freitag, dem 27. Mai, haben wir übrigens ebenfalls geschlossen - und nehmen einen Brückentag lang frei. Auch hierfür würden sich diverse Songtitel anbieten... "Über sieben Brücken musst Du gehn" (Karat/Peter Maffay)... "Bridge over Troubled Water" (Simon & Garfunkel)... gleichfalls in unseren Archivbeständen zu finden.


Eine Vitrine... dem Staatsarchiv sei Dank!




Eine Vitrine schmückt von nun an unser Interieur. Diese haben wir dem Bremer Staatsarchiv zu verdanken, das uns den massiven und beleuchteten Glaskasten vermacht hat. Ein zauberhaftes Stück, wie wir finden! Es bietet uns die Möglichkeit, unsere Gäste mit wechselnden Exponaten zu empfangen, z.B. dem "Fundstück des Monats".


"Alles neu macht der Mai"
(zumindest einiges)




Ein traditionelles Frühlings- bzw. Kinderlied - mit der gleichen Melodie wie "Hänschen klein" übrigens - liefert uns die passende Überschrift: "Alles neu macht der Mai". (Gut, alles natürlich nicht, aber einiges.) So jedenfalls könnte das Motto für uns lauten, denn wir ändern heute, am Freitag, dem 13. Mai (wenn das mal kein böses Omen ist ;-) unseren Namen. Bislang waren wir das "Klaus-Kuhnke-Archiv für Populäre Musik", ab heute sind wir das "Klaus-Kuhnke-Institut für Populäre Musik". Unser Untertitel ist "Archiv und Forschungsstätte an der Hochschule für Künste Bremen". Genau genommen sind wir bereits seit 1992, also seit 30 Jahren ein Institut an der HfK Bremen, nur wussten das die Wenigsten. Daher die Umbenennung. Und auch, um deutlich zu machen, dass wir fortan verstärkt mit eigenen Forschungsprojekten auf den Plan treten wollen. Mit einem neuen Namen kommt zudem eine komplett neue Website, nämlich diese hier. Viel Spaß beim Stöbern!


5.000 CD-Doubletten gehen ans Freiburger ZPKM




Am 6. Mai wurden 38 Kartons mit ca. 5.000 CD-Doubletten aus unseren Archivbeständen an das Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) der Universität Freiburg verschickt. Die Kolleg:innen in Freiburg freuen sich über die Aufstockung ihrer Bestände und wir sind froh über den frei werdenden Platz in unserem Archiv (und den finanziellen Ausgleich). Eine klassische Win-Win-Situation also.


FaMI-Praktikantin im Mai




Im Mai verstärkt Ann-Katrin Verzagt das KKI-Team und absolviert ein dreiwöchiges Praktikum. Zurzeit macht sie eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMI) an der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen und befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr. Wir sind dankbar für ihre Mitwirkung und gewähren ihr gerne Einblicke in unseren Arbeitsalltag. FaMI-Praktikant:innen beehren uns regelmäßig und sind jederzeit herzlich willkommen.


Wir waren (natürlich) auf der Bremer jazzahead!




Eine Auswahl der "erbeuteten" Tonträger und Info-Materialien zum zeitgenössischen Jazz

Wie jedes Jahr seit der Gründung der Bremer Fachmesse jazzahead! im Jahr 2006 waren wir auch 2022 wieder mit dabei. Die Messe mit integriertem Festival, die immer Ende April stattfindet, hat sich mittlerweile zum größten internationalen Branchentreff gemausert, bei dem Jazz-Expert:innen (Musiker:innen, Bands, Labels, Agenturen, Ländervertretungen, Vereinigungen, Journalist:innen und Wissenschaftler:innen) aus der ganzen Welt zusammenkommen. Zusätzlich zur Vernetzung mit der Peer Group und dem Entdecken neuer Jazzmusik ist das Einsammeln von Tonträgern und Info-Materialien ein angenehmer Nebeneffekt für das Archiv des KKI. Aktueller Jazz aus der Ukraine, aus Luxemburg oder Bulgarien? Wir haben die relevanten Artefakte nun vorliegen - worüber wir uns sehr freuen. Ach ja: Erwähnt werden muss natürlich noch, dass der Spiritus Rector des KKI, Peter Schulze, künstlerischer Leiter der jazzahead! ist und wir uns somit in mehrfacher Hinsicht mit dieser bedeutenden Veranstaltung verbunden fühlen. Mehr Infos zur jazzahead! gibt es hier: https://jazzahead.de


Große Punk-/Hardcore-/Independent-Sammlung übernommen




Teile der Sammlung von Tobias Stalling

Im April haben wir die beeindruckende Sammlung des Bremer Medienpädagogen Tobias Stalling vermacht bekommen und in unsere Bestände überführt. Sie beinhaltet ca. 5.000 CDs, DVDs und VHS-Kassetten sowie mehrere hundert Fanzines, Magazine und Bücher. Die Sammlung deckt vor allem den Zeitraum von 1990 bis 2020 ab und dokumentiert die lokale, nationale und internationale Punk-Tradition sehr detailreich. Darüber hinaus finden sich auch viele Ton-, Bild- und Video-Materialien zu diversen Stilistiken Populärer Musik, z.B. Jazz, HipHop, EDM sowie Classic und Progressive Rock. So ist bspw. das vollständige Oeuvre der britischen Band King Crimson Teil der Sammlung. Sie stellt eine wertvolle Ergänzung für unser Archiv dar.


Sehr große Country-Sammlung überlassen bekommen




Teile der Sammlung von Mohns Mohnssen

Der Bremer Mohns Mohnssen hat im Laufe seines Lebens eine enorme Menge an Tonträgern (sowie Zeitschriften und Büchern) zum Thema Country Music zusammengetragen. In Fachkreisen gilt seine Kollektion als eine der größten ihrer Art in Europa. 2020 ist Mohns Mohnssen altersbedingt verstorben. Testamentarisch hatte er verfügt, dass sein Nachlass dem Klaus-Kuhnke-Archiv übergeben werden soll. Im Januar/Februar 2022 ist die Abholung der Materialien erfolgt. Im Wesentlichen handelt es sich um ca. 8.000 Vinyl-Schallplatten und ca. 3.000 CDs, vor allem mit US-amerikanischer Country Music in all ihren Spielarten. Auch europäische Varianten wurden von Mohns Mohnssen gesammelt sowie dazugehörige Kontextbeschreibungen, bspw. eine Fachzeitschrift namens Bluegrass Europe Magazine.


Neuer Leiter des Klaus-Kuhnke-Archivs bzw. -Instituts




Ulrich Duve hat den Staffelstab an Nico Thom weitergegeben

Ulrich Duve, der langjährige Leiter des Klaus-Kuhnke-Archivs, ist Ende 2021 in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Seit dem 1. Januar 2022 ist Nico Thom sein Nachfolger im Amt.

Ulrich Duve hat 30 Jahre lang die Geschicke des Archivs geleitet und wesentlich zur jetzigen Gestalt des KKA beigetragen. Zuvor war er bereits 5 Jahre lang Mitarbeiter des von Klaus Kuhnke, Manfred Miller und Peter Schulze gegründeten Archivs. Er hat also fast sein ganzes Berufsleben dem KKA gewidmet, wofür ihm großer Dank und Anerkennung gebührt. Glücklicherweise bleibt er dem Archiv ehrenamtlich verbunden, sodass er mit seiner Expertise weiterhin zur Verfügung steht.

Nico Thom, der neue Archiv- bzw. Institutsleiter, ist Musikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Jazz und Popularmusik. Er verfügt über mehr als 15 Jahre Berufserfahrung in Forschung, Lehre sowie Archiv-Verwaltung und freut sich auf die Aufgaben, die nun vor ihm liegen. „Mein Ziel ist es, gemeinsam mit meinen drei Teilzeit-Mitarbeitern ein Zentrum für die Erforschung und Vermittlung Populärer Musik zu entwickeln, das die vielen Schätze aus den Archivbeständen noch sicht- und hörbarer macht und für die Zukunft sichert – insbesondere durch Digitalisierung. Ich möchte die Bestände selbst auch aktiv beforschen. Zudem bin ich an einem intensiven Austausch mit der wissenschaftlichen und künstlerischen Gemeinschaft interessiert und möchte die Archivmaterialien einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen – in der Hochschule für Künste, in Bremen und natürlich auch weit darüber hinaus.“



Frühere Publikationsprojekte (Auswahl)




Manfred Miller: Um Blues und Groove. Afroamerikanische Musik im 20. Jahrhundert, Dreieich: Heupferd Musik 2017.
Das Opus Magnum des 2021 verstorbenen Mitbegründers unserer Institution. Eine großangelegte Erzählung von den Ursprüngen und Entwicklungen der Populären Musik des vergangenen Jahrhunderts, in der afroamerikanische Protagonisten und der Blues im Zentrum stehen. Sozialgeschichtsschreibung, musikalische und vor allem textliche Analyse sind in dieser Publikation aufs Engste verknüpft.




Ulrich Duve: "Das war eine richtige Umwälzung. Ulrich Duve, Geschäftsführer Klaus-Kuhnke-Archiv, Bremen", in: Plattenkisten. Exkursionen in die Vinylkultur", hrsg. von Jörn Morisse & Felix Gebhard, Mainz: Ventil 2015, S. 153-161.
Der ehemalige und langjährige Leiter unseres Archivs berichtet über den Kontext unserer Institution und erzählt aus dem Nähkästchen, vor allem mit Bezug zur großen Plattensammlung. Die angesprochene Umwälzung im Titel seines Interview-Beitrags war die Sendung "Roll over Beethoven" der drei Archivgründer, welche "eins der ersten Rundfunkformate in Deutschland war, das nicht nur Popmusik abspielte, sondern mit Politik mischte und den sozialgeschichtlichen Hintergrund der Musik nicht ausklammerte". Geschmackvolle Fotos aus dem Archiv gibt's obendrauf.




1) Ulrich Duve: "Die Datenbank des Klaus-Kuhnke-Archivs - mehr als nur ein Bestandskatalog" (S. 107-114),
2) Peter Schulze: "Die Musik kommt aus der Steckdose, aber wie kommt sie da hinein? Physische Archive in Zeiten der Entmaterialisierung von Tonträgern und öffentlichen Budgets. Fragen über Fragen" (S. 115-122),
3) Nico Thom: "Aktuelle Prozesse der Kanonbildung in multimedialen Magazinen Populärer Musik" (S. 65-82),
alle drei Beiträge in: Populäre Musik und kulturelles Gedächtnis. Geschichtsschreibung - Archiv - Internet, hrsg. von Martin Pfleiderer, Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2011.

Der Archivgründer Peter Schulze erklärt in seinem Beitrag physische Musikarchive zum unverzichtbaren Back-up des Internets bzw. digitalen Zeitalters. Ulrich Duve stellt den Online-Katalog unseres Archivs vor und macht klar, dass er mehr kann als einzelne Titel ausspucken; man kann damit nämlich auch Diskographien erstellen. Nico Thom schildert die vielschichtigen, multimedialen Kanoniserungsprozesse von Musikmagazinen. Ganz nebenbei wird so das erste, historische Aufeinandertreffen der drei KKI-Mitglieder dokumentiert, die sich 2010 bei einer Tagung in Eisenach begegnet sind, aus der dieser Tagungsband hervorgegangen ist.




Ulrich Duve: "Von Johann Strauß bis zu den Sex Pistols. Das Klaus-Kuhnke-Archiv für Populäre Musik", in: Im Zentrum: Musik. Die Hochschule für Künste Bremen in der Dechanatstraße, hrsg. von der Hochschule für Künste Bremen, Bremen: Verlag H.M. Hauschild 2006, S. 122-123.
Ulrich Duve liefert eine kompakte Darstellung unseres Archivs. Anlass für den Sammelband der HfK Bremen war der Neubau für den Fachbereich Musik im Zentrum der Stadt.




Manfred Miller & Peter Schulze (Hg.): Geschichte der Popmusik (Band 2). Die Radio Bremen Sendereihe roll over beethoven, Hambergen: Bear Family Records 1998.
Vielleicht das Herzstück unserer bisherigen Publikationsgeschichte. 1998 veröffentlichten die beiden verbliebenen Autoren - Klaus Kuhnke war zwischenzeitlich verstorben - die Sendemanuskripte des zweiten Teils der legendären Sendereihe "Roll over Beethoven", die in den achtziger Jahren produziert und ausgestrahlt worden ist. Durch die Kooperation mit Richard Weize bzw. Bear Family Records entstand eine aufwändig gestaltete und mit 52 CDs bestückte Box, die Ende der neunziger Jahre für sagenhafte 1.000 Mark zum Verkauf angeboten wurde. Die Nachfrage war jedenfalls da. Bis heute ist es ein begehrtes Sammler:innenstück, das quasi nebenbei Geschichte geschrieben hat - und zwar im doppelten Wortsinne.




DiscoGraphie, Heft 1-6 (1982-1985), hrsg. von Klaus Kuhnke & dem Archiv für Populäre Musik in Bremen.
Quasi in Eigenregie hat Klaus Kuhnke über drei Jahre hinweg eine kleine Sammlung von Diskographien publiziert. Jedes Heft (bzw. jede Monographie, da mit ISBN-Nummer versehen) hat einen Umfang von 48 Seiten. Kuhnke listet, wie für Diskographien üblich, Tonträger auf und liefert wichtige Informationen zu Plattenlabeln, Erscheinungsdaten, Matrizennummern etc. Auch etwas Kontextinformationen zu einzelnen Künstler:innen bzw. Bands werden von ihm mitgeliefert. Sogar Fotos und Graphiken finden sich in den Heften. Hier und da ist von einer sogenannten "Deutschen National-Discographie" die Rede... eine Idee, die den Archivgründern schon einige Zeit vorschwebte, die letztlich aber nur ansatzweise in die Tat umgesetzt werden konnte - unter anderem wegen des Todes von Klaus Kuhnke wenige Jahre später.




Anschläge. Zeitschrift des Archivs für Populäre Musik in Bremen, 7 Hefte (1978-1981).
Mit einer hauseigenen Zeitschrift, die im Zeitraum von vier Jahren sieben Ausgaben hervorbrachte (davon schon vier Ausgaben im ersten Jahr!), verwirklichten die drei Archivgründer ein ambitioniertes Publikationsprojekt. Dabei traten sie selbst als Redakteure und Autoren auf, neben weiteren Mitstreiter:innen. Es wurden größere und kleinere Beiträge, Interviews, Textanalysen, Platten- und Bücher-Rezensionen sowie Discographien und Bibliographien veröffentlicht, zum Teil bebildert. Ein historisches Zeugnis für politisch-bewegte und in der Sache engagierte Musikpublizistik auf der Grenze von Journalismus und Wissenschaft.




Klaus Kuhnke, Manfred Miller & Peter Schulze: Geschichte der Pop-Musik, Band 1 (bis 1947), Lilienthal/Bremen: Eres Edition & Archiv für Populäre Musik 1976.
Es handelt sich um die überarbeitete Neuauflage des bereits publizierten ersten Teils der Radiosendereihe "Roll over Beethoven", welcher sich inhaltlich mit Populärer Musik bis 1947 auseinandersetzte. Die erste Auflage war beim gleichen Verlag noch als lose Blattsammlung erschienen. Hier nun wählte man das Buchformat.




Bukka White: "Country Blues. Sparkasse in Concert", Bremen: Archiv für Populäre Musik 1975.
Die drei Archivgründer haben neben Zeitschriften und Büchern auch Platten herausgebracht; genau genommen zwei. Dies ist die erste Platte aus dem Gründungsjahr des Archivs. Sie präsentiert den US-amerikanischen Sänger/Gitarristen Bukka White und dessen traditionellen Mississippi-Blues. Der Musiker ist zu diesem Zeitpunkt hochbetagt und bereits mehrfach totgesagt worden (im wahrsten Sinne des Wortes!). Diese Aufnahme ist der Mitschnitt eines Konzertes in Bremen, das von der Bremer Sparkasse finanziert und in Zusammenarbeit mit Radio Bremen aufgezeichnet wurde. Peter Schulze fungierte als Aufnahmeleiter.




Wilfried Grimpe, Klaus Kuhnke, Hartmut Lück, Manfred Miller & Peter Schulze: Geschichte der Populären Musik. Band 1: Bis zum 19. Jahrhundert, Mit 48 Tonbeispielen, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1974.
Ein Kuriosum, diese Publikation. Mit einem enormen Entwicklungsaufwand sollte mit diesem Band eine auf sechs Bände angelegte Buchreihe entstehen, die auf ein neues Format setzte, nämlich das sogenannte "Phonobuch". Neben Text und Bilder sollte sich nun eine "dritte Dimension" gesellen, und zwar die Töne bzw. der Klang. Dafür wurde eigens ein kleines Gerät in Japan entwickelt, das es ermöglichte, die ins Buch integrierten Schallfolien abzuspielen. Man konnte das Gerät einfach auf die jeweilige Schallfolie aufsetzen und loshören. Eigentlich eine tolle Idee, nur leider viel zu teuer in der Produktion. Deshalb stellte der Verlag die Herstellung schon kurz nach dem Druck der ersten Exemplare ein, obwohl er diese bei der Frankfurter Buchmesse noch mit viel Pomp präsentiert hatte. Im Grunde hat dieses (Phono-)Buch nie den Buchmarkt erreicht, sodass die wenigen Exemplare, die es gibt, zu Raritäten geworden sind.




Klaus Kuhnke, Hartmut Lück, Manfred Miller, Tom Schroeder & Peter Schulze: Roll over Beethoven. Zur Geschichte der Populären Musik, Teil 1, Lilienthal/Bremen: Edition Eres 1973.
Die erste Publikation, an der - neben weiteren Personen - alle drei Archivgründer (Kuhnke, Miller & Schulze) mitwirkten. Sie basierte auf der Sendereihe "Roll over Beethoven" bei Radio Bremen (später auch beim NDR und WDR). Aufgrund des Erfolgs der Radiosendung, die ab 1973 ausgestrahlt wurde, entstand schon im gleichen Jahr eine lose Blattsammlung mit Sendemanuskripten, die von den Hörer:innen bei der Sendestation bestellt werden konnte.